You are currently viewing Brief an mich selbst

Projektarbeit ist ein weites und spannendes Feld, sei es in der freien Wirtschaft oder auch an einer Universität. Zu einem ganz besonderen Unterfangen gerät es an der Universität des dritten Lebensalters.

In vier Semestern untersuchten Stadtforscher und Stadtforscherinnen an der U3L in Frankfurt die Stadt Frankfurt in ihren Teilprojekten. Den Rahmen zu dieser Konzeption von Forschung und Lehre mit Praxisbezug bot die U3L ihren Studierenden. Auf der Grundlage von Vermittlung, Aneignung und Interaktion wurde von zwei Lehrenden interdisziplinär in das „Forschende Lernen“ in vier Semestern „Projektlabor ÜberLebensKunst“ eingeführt.

Es gelang die Veröffentlichung der in einem Lehr- und Lernprozess entstandenen Untersuchungen. Damit ist das Projektziel erfüllt. Studentische Projekte nach dem Modell des forschenden Lernens haben nicht nur das Ergebnis, bestimmte Methoden der Erschließung eines Forschungsfeldes zu erlernen, vielmehr geht es darum, für sich selbst zu erfahren, ob sich der Blick auf die Welt (im philosophischen Sinne gesehen) nach einer intensiven gemeinsam erlebten Phase verändert hat und sich die Frage zu stellen:

Denke ich nach vier Semestern anders? Erlebe ich meine Stadt aus einem anderen Blickwinkel?

Für mich stellt sich die Frage, was habe ich als Initiatorin und Managerin eines solchen Projektes für mich selbst erfahren? Konnte ich der an mich selbst gestellten Aufgaben gerecht werden?

  • Nach der Idee und der Überzeugung von Verantwortlichen an der U3L bzw. der Suche nach einer kompetenten „Mitstreiterin“ galt es nun, Ziele festzulegen und Teilziele herauszuarbeiten. Daneben galt das besondere Augenmerk den erforderlichen Methoden und deren Umsetzung. Das setzte fachliche Kompetenz sowohl in der Planung der einzelnen Projektabschnitte, als auch inhaltliche Ideen zur Umsetzung voraus.
  • Projektarbeit wurde von mir als dynamischer Prozess verstanden, der aber sehr wohl eine geordnete Grundstruktur voraussetzt. Das sich herauskristallisierende Projekt „Frankfurt anders zu entdecken und zu verstehen“ wurde sodann in vorher definierte Phasen aufgeteilt, in denen es jeweils galt, einen Teilabschnitt gemeinsam mit den Studierenden zu erarbeiten.
  • Planung über die Kommunikation (Kommunikationsmittel, Strukturen der Ermutigung, bestimmte Kommunikationsverfahren und die Notwendigkeit, diese auch nutzbar einzusetzen) war Voraussetzung.
  • Darüber hinaus brauchte es für ein gelingendes Projektmanagement ein Umfeldmanagement. Es geht dabei darum, die unterschiedlichen Interessenslagen der Projektteilnehmenden zu beachten und die unterschiedlichen Sichtweisen, die auch aus den beruflichen Tätigkeitsfeldern in der Vergangenheit resultieren – gerade an einer Universität des dritten Lebensalters – auszugleichen.
  • Mitarbeiterführung wie es in der freien Wirtschaft heißt, gerät auch im Projekt im Bereich der Erwachsenenbildung zu einem wesentlichen Bestandteil. Da gilt es potentielle Barrieren oder reale Bedenken abzubauen. Dazu wurden Teilaufgaben an einzelne sehr kompetente Projektmitglieder vergeben, Gruppenkonflikte besprochen und gelöst. Als Projektleiter und -manager fungierte ich als Motivator und Initiator, der häufig Empathie und Kommunikationsbereitschaft beweisen durfte.
  • Neben der geforderten analytischen Denkweise brauchte es für erfolgreiches Projektmanagement auch den interdisziplinären Ansatz, um die Zusammenarbeit in den verschiedenen Teilprojekten mit unterschiedlicher Herangehensweise zu koordinieren.

Als Leiterin des „Projektlabor ÜberLebensKunst“ war es notwendig, gerade in der Endphase hohe Belastbarkeit zu beweisen und immer wieder Mut zu machen. Daneben brauchte es Fähigkeiten wie Kontaktfreude, Überzeugungskraft, Durchsetzungsfähigkeit und die Fähigkeit Verstehensprozesse gemeinsam auszuhandeln.

Fazit

Rollendiffussion erscheint mir persönlich als eine potentielle Schwierigkeit im Kontext eines Projektes. Es geht dabei darum, seine eigenständige Identität oder Rolle im Projekt nicht in Frage zu stellen und sie auf Wunsch der Teilnehmenden nach der Situation auszurichten, in der man sich gerade befindet. Oder anders ausgedrückt, zu versuchen, jedem im Projekt gerecht zu werden und dabei sich selbst ein Stück weit zu verlieren. Die Besinnung auf den Aufgabenbereich im Projekt hilft da und die bestand für mich darin, Qualitätssicherung zu gewährleisten und den Projektteilnehmenden einen zugewandten und zielgerichteten „Mehrwert“ an Erfahrung und an Verstehen zu geben. Dies konnte erfolgreich beendet werden und auch nach außen durch die Realisierung des Buches „FRANKFURTER Augen-BLICKE. FRANKFURT mit eigenen Augen gesehen“ verwirklicht werden.

Nach Abschluss dieses gemeinsamen Projektes übernehmen nun alle Mitwirkenden gleichermaßen die Verantwortung für den Erfolg. Jeder Autor kann nun zum Initiator oder Moderator der von ihm initiierten Aktivitäten in Bezug auf Vermarktung oder Bekanntmachung der entstandenen Projektinhalte werden – vorausgesetzt die Mitautor:innen sind damit einverstanden.