You are currently viewing Das Böse in der Pop-Kultur

In unserem Seminar im Sommersemester 2021 dreht sich alles um „Die Natur des Bösen“. Auch die Pop-Kultur schwimmt mit auf dem Erfolgsrezept. Der deutsche Literaturwissenschaftler Rüdiger Safransky bringt es auf den Punkt, indem er das Böse als Platzhalter für die nicht zu sistierende Frage nach der Natur des Menschen deklariert. Schon in seinem Buch „Das Böse oder Das Drama der menschlichen Freiheit (1999) versteht er das Böse als Drama der menschlichen Freiheit. Es geht darum, dass gerade Gesetze dazu verleiten, übertreten zu werden. In jedem Mythos oder Märchen muss der Held Hindernisse überwinden, er wird in Versuchung geführt, er muss sich gegen das Böse stellen. Walt Disney ist Einer, selbst bekannt als Bösewicht, der einen Kosmos von Bösewichten geschaffen hat.

Disney ist auch 2021 hoch aktuell, nicht zuletzt, weil das Gute gegen das Böse immer eine Nase vorne liegt. Dazu erreichten mich in dieser Woche wieder Leserbriefe.


Guten Morgen UniWehrsEl,

als Kind war ich ein Fan des Disney-Musical “Die Schöne und das Biest”. Besonders gerne mochte ich auch die Wirtshausszene mit dem eitlen Gaston und seinem kleinen Kumpel, der ihm das Ego streichelt.

Gerade habe ich entdeckt, dass der Schauspieler Hugh Jackmann in 2019 die Zeichentrickfigur Gaston zum echten Leben erweckt hat. Ob ihm dies gelungen ist, mag jeder selbst beurteilen. Für mich bleibt der Zeichentrick Gaston fast unübertroffen durch die deutsche Synchronstimme. Sie tropft vor Arroganz, aber auch Selbstironie an der Stelle “Ach ich Prachtexemplar”. Natürlich verlinke ich Ihnen den Ausschnitt. Das macht Gaston sehr charmant, und so ist er einer von den besseren Disneybösewichten.

Besonders unbeliebt bei mir die Figur der reichen Erbin Cruella de Vil, die so übertrieben böse und kalt ist. Gegen die Eindimensionalität der Figur konnte selbst Glenn Close nicht anspielen. Die Realverfilmung von 1996 ging noch so einigermaßen, knüpfte sie wenigstens an den Zeichentrickfilm an, aber die Fortsetzung von 2000 mit Gérard Depardieu als (verrückter) Freund von Cruella ist zum Weglaufen.

Die Kritiker bezeichneten das Machwerk als weitgehend gehirnlosen Film. Damit ist die Inhaltsleere des Films gemeint. Außergerechnet 2021 holt Disney Cruella de Vil aus der Mottenkiste und besetzt sie mit Emma Stone neu. Der Trailer ist mir schon auf Youtube begegnet, nur schnell weg damit. Wenn der Film ein Hit wird dann geht Cruella in Serie. Eine schreckliche Vorstellung.