An manchen Tagen fühlen wir uns hilflos, alleingelassen, ohnmächtig. Es kann passieren, dass wir von unseren Gedanken und Gefühlen überwältigt werden. Oftmals haben wir dafür keine Erklärung, weil wir den Ursprung unserer Befindlichkeit nicht kennen. Also sprechen wir von Überlastung, Burn-Out, Stress, Krise.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Art, wie wir mit Stress und Konflikt umgegangen sind, zwischen dem Erleben und den Umständen der Kindheit und den aktuellen Schwierigkeiten und Empfindungen?
Diesen Fragestellungen widmet sich die Diplompsychologin Ursula Nuber in ihrem Buch: Lass die Kindheit hinter Dir: Das Leben endlich selbst gestalten. Ziel ihres Buches ist es, ein entlastendes Plädoyer für Loslassen und Vergeben zu finden. In der Buchvorschau von 2009 finden sich die Fragen: „Warum bin ich so, wie ich bin? Und wäre ich anders, wenn meine Kindheit glücklicher verlaufen wäre?“ Viele Menschen machen negative Erlebnisse in ihrer Vergangenheit für gegenwärtige Probleme verantwortlich. Tatsächlich: Wir alle werden von unserer Kindheit geprägt – doch sie ist nicht allein ausschlaggebend für unser späteres Glück oder Unglück.
Die Psychologin Ursula Nuber plädiert dafür, sich nicht als hilfloses Opfer zu sehen, und zeigt, wie die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit uns neue Kraft geben kann.“
Das durch die Vergangenheit bestimmte Handeln nannte der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud „agieren“. Mit dem agieren sind kindliche Verhaltensweisen verbunden, die sich in Trotz oder Rückzug manifestieren. Wer kennt es nicht, plötzlich den Tränen nahe zu sein, weil da plötzlich Gefühle enttäuschter Erwartungshaltung auftauchen, die so heftig sind, dass wir selbst davon überrascht sind? Hinterfragt man sich selbst in solchen Situationen, warum man plötzlich Gefühle der Einsamkeit und des Verlassen-Seins empfindet, kommt man unter Umständen zu dem Schluss, unbewusst etwas zu wiederholen, was man früher schon einmal erlebt hat. Die Vergangenheit lässt grüßen! Wir agieren quasi mit einem „getrübten Blick“, mit Enttäuschungen, die wir seit unserer Kindheit noch mit uns herumschleppen.
Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Früher und Heute kann man durch „psychische Arbeit“ wie Sigmund Freud meinte, erlangen. Mit oder ohne Hilfe können wir unser Handeln auf selbstzerstörerische Elemente hin untersuchen.
- Warum wollen wir immer alles perfekt machen
- Warum will man immer nett sein?
- Warum meint man andere dominieren zu müssen?
- Warum nimmt man immer alles gleich persönlich?
- Warum hält man sich selbst nicht für wertvoll?
- Warum haben wir so viele selbstdestruktive Verhaltensweisen?
Auch unsere Verhaltensweisen in Krisensituationen weisen auf diese destruktiven Elemente hin und reichen von Alkohol- und Drogenmissbrauch, über Essstörungen, Panikattacken bis hin zu Angststörungen und Depressionen.
All dies kann „Spam“ aus der Vergangenheit sein, frühe und negative Botschaften, die es schaffen, unser heutiges Leben „zuzumüllen“, so beschreibt es Ursula Nuber. Der Blick zurück in unsere Geschichte gibt uns wertvolle Hinweise wie wir unser jetziges Leben verbessern können. Wir können zum Regisseur unseres eigenen Lebens werden, indem wir die Weichenstellung der früheren Kindheit verlassen und die Richtung wechseln.
Metaphorisch gibt Nuber den Tipp nicht lebenslang „vergeblich in der Wüste nach Wasser zu graben“ oder im übertragenen Sinne, auf Menschen zu hoffen, die uns das nicht geben können, was wir brauchen. Stattdessen die ‚Wassergrabungen‘ einzustellen und nach einem anderen Ausweg Ausschau zu halten, der aus der Wüste herausführt.
Wie könnte Ihr Weg aus der Wüste aussehen? Lassen Sie uns darüber reden!