Du betrachtest gerade Filmtipp: “Eine Liebe für den Frieden”

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So erhielten wir gestern einen ganz besonderen Tipp zu einem Film über zwei, nicht nur in Frankfurt durch Straßennamen bekannte Menschen, deren Biografie sehr nachdenklich stimmt.

Herzlichen Dank liebe Anne Winckler!

Liebes UniWehrsel.

ich habe mal wieder einen Filmtipp. Der Film lief am Ostersamstag, 16.04. 2022 in 3sat.

Nach einem aus vielerlei Gründen arbeitsreichen und etwas aufreibenden Tag wollte ich mich eigentlich nur nett unterhalten lassen. Die Fernsehzeitschrift ‘Hör Zu’ versprach “ein berührendes Portrait zweier Lichtgestalten”. Die Namen dieser Lichtgestalten waren mir durchaus geläufig. Sowohl Bertha von Suttner als auch Alfred Nobel sind  in einem Villenviertel im Frakfurter Stadtteil Sachsenhausen, nicht nur jede*r Namensgeber*in einer simplen Straße, sondern gleich eines ganzen Rings, der das Viertel umläuft. Dass Bertha von Suttner Frauenrechtlerin war und Alfred Nobel der Stifter der nach ihm benannten Preise, wußte ich immerhin und dass es Gerüchte um ein Liebesverhältnis zwischen ihnen gegeben hatte, war auch schon an mein Ohr gedrungen.


Der Filmabend versprach unterhaltsam zu werden. Zumal die Rollen mit Sebastian Koch und Birgit Minichmayr sehr prominent besetzt waren. Das waren für mich die eigentlichen Lichtgestalten des Abends. Ich richtete mich mit einem Glas Wein auf einen gemütlichen Filmabend ein, mit ein wenig Auffrischung meines historischen Wissens um die zwei und der Zeit in der sie lebten.

Flucht aus der Gegenwart war angedacht, aber ich landete sehr schnell wieder in der Gegenwart. In den Dialogen der beiden ging es um Krieg und Frieden und wer verantwortlich ist für einen Krieg, der, der waffentaugliches Material erfindet, oder der, der es einsetzt. Immerhin hatte Alfred Nobel ja das Dynamit erfunden, mit der der russische Zar 1881 getötet worden war und das auch als Kriegsmunition, ebenso wie das später von Nobel entwickelte Ballistit, Verwendung fand.  Es ging um die Frage, ob Krieg zur Natur des Menschen gehört, oder ob die Menschen eigentlich friedlich zusammen leben wollen und können. Die Argumente, die hin und her flogen waren 120 Jahre später immer noch und gerade jetzt tagesaktuell.

Ihre Beobachtungen aus dem russisch-osmanischen Krieg im Kaukasus verarbeitete Bertha von Suttner in ihrem aufrüttelnden Buch “Waffen nieder”. Sie gründete 1891 die’ östereichische Gesellschaft der Friedensfreunde’ und nahm an mehreren Weltfriedenskongressen teil. Da ist dann schon von so etwas ähnlichem wie dem vereinten Europa die Rede. Ich sitze inzwischen ziemlich aufrecht auf dem Sofa und verfolge gespannt, wie sich eine Frau Ende des vorletzten Jahrhunderts in einer so gänzlich anderen Frauenrolle als für die Zeit üblich, behauptet. Gut, es ist immer noch Birgit Minichmayr, die ich da sehe, aber sie tritt für mich immer mehr hinter der historischen Figur zurück. Das Erzählte und Dargestellte machen mich sehr nachdenklich. Wieviel Wahrheit auch immer in diesem Film steckt, ich werde den Bertha von Suttner-Ring von nun an mit ganz anderen Augen betrachten und mit so etwas wie Ehrfurcht befahren.

Am Ende ist es auch noch ein Film über eine verpasste Liebe. Die Frage bleibt offen, ob Bertha mit Alfred nach Stockholm gegangen wäre, wenn er sie denn gefragt hätte. Und ob sie sich dann von ihrem Verlobten getrennt hätte, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Ich hätte den beiden jedenfalls auch ein erfülltes Privatleben in Gemeinsamkeit gegönnt.

Hier gibt es mehr zum Film
https://de.wikipedia.org/wiki/Eine_Liebe_f%C3%BCr_den_Frieden_%E2%80%93_Bertha_von_Suttner_und_Alfred_Nobel

und hier kann man reinschauen
https://www.3sat.de/suche?q=Eine+Liebe+f%C3%BCr+den+Frieden+-+Bertha+von+Suttner+und+Alfred+Nobel&synth=true&attrs=

aber Beeilung, es gibt ihn nur noch zwei Tage. Ansonsten findet man ihn aber auch auf Youtube. Ich wünsche gute, vielleicht auch nachdenklich machende Unterhaltung

Herzliche Grüße
Anne Winckler

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:25. April 2022
  • Lesedauer:5 min Lesezeit