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Kennen Sie das Problem der ‚durchgrübelten Nächte‘? Um nicht in trübselige Gedanken zu verfallen, nehme ich mir imaginäre Bücher vor. Jeder hat wohl so seine Ablenkungsstrategien. Heute Nacht war es Paul Watzlawicks „Menschliche Kommunikation“. Eingesponnen in Kommunikation zu sein und doch beinahe unfähig über Kommunikation zu kommunizieren war dabei eines seiner Hauptthemen. Kann ich meine Gedanken eigentlich für mich gelungen kommunizieren?

Misslingende Kommunikation auch ein Thema in einem berühmten Theaterstück von Edward Albee „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“. Schon lange her, seit ich es gesehen habe und doch immer wieder absolut aktuell. Albee selbst interpretierte sein Buch mit der Frage nach der Angst in uns, das Leben ohne Illusionen zu leben. Mache ich mir etwas vor? Bin ich selbst in der Lage, die in mich gesetzten Erwartungen zu erfüllen? Gibt es so etwas wie einen gesellschaftlich vereinbarten Sinn, der sich auch für mich gut und richtig anfühlt?

Was ist aus unserer Alt-68er-Generation geworden, die sich vom ‚Mief unter den Talaren‘ befreien wollte?
Heute sehe ich mich um und fühle uns oft lahm, übersättigt, ideenlos – eben flügellahm, gemacht oder gemacht worden?

Offenheit, sich selbst gegenüber. Auch so ein Thema. Schon Georg Steiner schreib am Beispiel Paul Klees über die Offenheit für das Andere, den fremden neuen Blick, mit dem gegen alle Regeln etwas wahrgenommen werden könne. Gelingt er mir noch?

Ich denke an die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel und ihren „Brief an mein Leben“. Den sollten wir wohl alle einmal an uns schreiben. Gedanken über Anpassung, Regelkonformität, Stromlinienförmigkeit und den daraus abgeleiteten ‚Langweiler‘ abgeben, der sich pflegeleicht präsentiert, ohne dass man sich allzu viel Mühe mit ihm machen müsste. Will ich das?

Es den Mitmenschen leicht machen oder lieber wie die Blumen in Herta Müllers Roman „Der Fuchs war damals schon Jäger“
Fragen nach dem Sinn der blühenden Blumen stellen – letztlich blühen diese für sich selbst, scheint mir die richtige Antwort darauf.

Fragen um Resignation und Selbstbehauptung, Monotonie und Alltagskampf kreiseln in meinem Kopf… Ist mir das mit den Ablenkungsstrategien heute Nacht wirklich gelungen?