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Eine Ethnologin in der Straßenbahn (frei nach Marc Augé (1988): Ein Ethnologe in der Metro)

Welches Equipment braucht eigentlich ein Forscher in seinem Forschungsfeld?

Schon vor über 100 Jahren reisten Ethnologen in fremde Länder und schrieben alles was sie sahen in ihr ‚Feldtagebuch‘. Sie stellten Fragen an die ‚Einheimischen‘, fertigten Skizzen und protokollierten wichtige Daten,

Heute brechen Feldforscher oder Ethnologen nicht mehr zu einsamen Inseln in der Südsee auf, sondern suchen das Fremde in der eigenen Nähe. So geschehen in der letzten Woche.    

Für einen Nichtortskundigen gibt es in Frankfurt viel zu entdecken. Also mache ich mich auf zu einer gemeinsamen Reise, zusammen mit einer Frankfurterin. Wir wählen die Straßenbahn von der Konstabler Wache, quer durch Frankfurt wie mir scheint. Unser Ziel ist die Haltestelle ‚Louisa‘.

Was dem Frankfurter ohne größeres Nachdenken selbstverständlich ist, ruft bei mir doch ein Nachdenken hervor. Was meint eigentlich ‚Louisa‘?

Hier nun die ersten Rechercheergebnisse meiner mich begleitenden Frankfurterin am späten Abend des gleichen Tages.


LiebesUniWehrsEl,

… spannend was da so bei der Recherche nach Louisa rauskommt.

Eigentlich nicht wirklich viel über diese Luise selbst. So wirklich weiß man offensichtlich nicht wie sie sich schreibt. Hier ist es eine Luise http://www.gedbas.genealogy.net/person/show/1224138954. 

Ich vermute, das ist die in Holland gebräuchliche Form ihres Namens. Als Ehefrau von Moritz Simon Bethmann und später dann Matthias Franz Borgnis schreibt Wikipedi ihren Namen so: Louisa. Einen eigenen Eintrag bekommt die Dame nicht. Nach Wikipedia hatte sie mit Simon Moritz bereits vier Söhne, bevor sie dann die zweite Ehe mit Matthias Franz Borgnis eineinhalb Jahre nach dem Tod von Simon Moritz einging. In dieser Ehe gab es noch einmal vier Kinder. Der zweite Ehemann war immerhin 6 Jahre jünger als Louise und 30 Jahre jünger als der erste Ehemann von Louise.  Da hatte sie also erst einmal einen 24 Jahre älteren Ehemann – was sicher durchaus üblich war zur damaligen Zeit und später dann einen um einige Jahre als sie Jüngeren – sicher nicht so üblich in der damaligen Zeit.

Gibt meiner Phantasie schon ein wenig Futter.  Eigentlich auch zwei ganz spannende Männer, die die Dame da auserwählt hat – oder von denen sie auserwählt wurde?

Und schon tun sich die Fragen auf, wie kamen die zueinander, wie kamen die miteinander aus, wie kamen die in der Frankfurter Stadtgesellschaft an?

Das an der Nordküste von Südamerika liegend Guayana war zu der Zeit, als Louise dort geboren wurde (1792) holländische Handelskolonie, fiel später an die Briten und ist erst seit 1966 unabhängig.

 Auch wieder spannend, wessen Tochter war denn Louisa, wie kamen die Eltern in diese Kolonie und wie kam die Familie wieder zurück nach Amsterdam? Schiffsreise über den Atlantik Anfang des 19. JH. sicher auch nicht ohne.  Also noch mehr spannende Fragen.