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Erinnern Sie sich noch an die guten alten 70er? Das Jahrzehnt in dem es den Afro-Look, Plateau-Schuhe, den Disco-Sound zu sehen gab? In der „Kritik der Filmstarts-Redaktion“ stößt man auch auf die neuen „Drei Engel für Charlie“. Damals als idealtypisches weibliches Pendant zur britischen männlich dominierten Draufgängerszene der 70er inszeniert, kultig, witzig und herrlich stupide, erschien wöchentlich der TV-Serienhit mit Farrah Fawcett, Jacklyn Smith und Kate Jackson. Der unsichtbare Auftraggeber Charlie gab den drei attraktiven Detektivinnen Aufgaben, die sie immer mit Leichtigkeit und Bravour lösten, auch wenn ihnen zur Freude des Publikums so manches Missgeschick unterlief.

Mit „Charlie’s Angels – Full Throttle“ gibt es nun die von Cheung Yan-Yuen choreographierte Neuauflage. Hoch gelobt von der Filmstarts-Redaktion, ob ihrer Selbstironie, Nonchalance, Phantasie und Spaß an Übertreibung und Verzerrung. Die drei Titelheldinnen würden mit „elektrisierender Darstellerfreude ans albern-quietschbuntige Werk“ gehen „und selbst nach wüstestem Kampfgetümmel immer noch ausreichend Zeit finden, ihre Haarpracht in sattsamer Zeitlupe zu schwenken“. Gute-Laune sei da garantiert!

Interessant dazu ist nun ein Leserbrief eines Mannes, der “volle Frauenpower” auf seine Weise kommentiert.

Guten Morgen,

ich habe gestern Abend auf Netflix die Neuverfilmung von Charlies Engeln geschaut. Der Film spielt zu Beginn in Hamburg. Ich war sehr erstaunt darüber, dass die Amis aus der Elbphilharmonie – einem Konzertsaal in Hamburg – eine Firmenzentrale von einem fiktiven Konzern wie Facebook machen. Dort soll grüner Strom hergestellt werden. Anscheinend wussten die Filmmacher nicht, dass die Deutsche Bahn bereits mit Ökostrom durch die deutschen Lande düst, und es deshalb keiner Erfindung von grünem Strom bedarf. Zumindest wenn man der Werbung der Deutschen Bahn Vertrauen schenken darf, und wer findet die Deutsche Bahn schon unglaubwürdig? Der Plot des Films hätte sich also erledigt, weil die Deutschen schon über grünen Strom verfügen.

Folglich muss auch keine Geheimnisträgerin a la Edward Snowden von den drei Engeln für Charlie vor weiteren Engeln für Charlie gerettet werden. Der neue grüne Strom sieht übrigens in dem Film aus wie eine leuchtende Pralinenschachtel für Dior. Dass die Geheimnisträgerin nebenbei Computerexpertin und für filmische Computerexperten ganz untypisch weder Autistin noch ihre soziale Kompetenz gegen Null geht, wie bei typischen männlichen Vertretern der Computerexpertise, ist ungewöhnlich. Zusätzlich kann sie auch noch in ganzen Sätzen sprechen, was gewöhnlichen männlichen Computerexperten unmöglich ist, sobald sie eine Person des anderen Geschlechts (vorzugsweise weiblich und im knappen Bikini unterwegs) sehen.

Daneben kann sie auch noch wie eine Ninja Kriegerin oder wie Fräulein Lara Croft problemlos vorzugweise männliche Personen vermöbeln. Sie tut dies im Stil der alten Schule wie Bud Spencer. Männer sind in diesem Streifen leider alle inkompetent, sprachfaul und tätowiert, also ganz wie im richtigen Leben eben. Die Botschaft des Films lautet: Frauen können einfach alles und das auch noch perfekt ohne Übung. Ganz einfach, weil sie Frauen sind. Sie werden halt nur von blöden Männern, die nicht ahnen, dass sie blöd sind ausgebremst.

Der Film unter Regie einer Frau gedreht und die Produzenten sind auch Frauen. Gibt es einen Haken? Vielleicht. Es wurde bei dem Film nicht bedacht, dass Männer gerne Actionfilme schauen und dabei eine gute Zeit haben wollen. Welcher Mann gibt gerne 17 € für eine Kinokarte aus, um sich dann einen Film anzuschauen, bei dem er mit den Attributen inkompetent, sprachfaul, wehleidig, rücksichtslos und stark tätowiert belegt wird. Mit dieser Einstellung zu Männern gibt es konsequenterweise keine Liebesszenen, Flirts oder andere romantische Gefühle zwischen den Geschlechtern. Der einzig nette Mann kann kochen, massieren und ist nicht an Frauen interessiert. Zur Beruhigung, an Männern offensichtlich auch nicht, weil die sind bekanntlich blöd. Er ist quasi geschlechtsneutral. Dafür wird zwischen den zwei ausgebildeten Agentinnen eine lesbische Liebesbeziehung angedeutet – wie sonst wäre es zu erklären, dass zwischen den Beiden die Flirtfunken nur so sprühen. Nette Männer sind halt nicht in dem Film verfügbar, spielen offensichtlich gerade alle in anderen Filmen mit. So müssen sich die Frauen gegenseitig mit lustigen Sprüchen bespaßen. Denn der Film ist ab 16 Jahre. Der Film vertritt außerdem die These, dass alle Frauen irgendwie miteinander verbunden sind und daher miteinander befreundet sind, weil sie einfach Frauen sind.

Wie sagte schon Roger Cicero: Frauen regieren die Welt.

Falls du nun Lust bekommen hast auf Frauenpower, kannst du dir den Film gerne ansehen.

Was hältst du davon wenn so offensichtlich Geschlechterrollen den Figuren zugewiesen werden? Nach dem Schema Frauen gut, Männer böse und sie ahnen es nicht mal.

 

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:17. Januar 2022
  • Lesedauer:5 min Lesezeit