You are currently viewing Leserbriefe zum “Röchelverzeichnis”

Schriftliche Meinungsäußerungen in Briefform verraten mir das Interesse der UniWehrsEL-Leser bzw. der Leserin. In Bezug auf den Inhalt des Artikels „Röchelverzeichnis“ wurde eifrig kommentiert, kritisiert, widersprochen und ergänzt.  Wir freuen uns sehr darüber, dass sie Mut und Muse gefunden haben, die eigene Meinung schriftlich darzulegen und durch erweiterte Kommentare und Argumenten zu bereichern. Zwei Beispiele zeigen einerseits wie die eigene Erfahrung eingebracht wird und andererseits Aspekte aufgezeigt werden, die im Bericht unbeachtet geblieben sind.

Schön zu erfahren, wie Sie sich mit unserer kleinen „Humoreske“ beschäftigt haben, dafür herzlichen Dank einmal mehr an Herrn Schwens und den „hoch interessierten UniWehrsEL-Leser“!

Hallo, Frau Wehrs,

als „Kulturliebhaber“ und mit einem lieben Menschen verheiratet, der Kultur und seine wunderbaren Folgen (Ausstellungen, publikumsnahe Diskussionen usw.) schon von Berufs wegen ausübt, habe ich genau dieses Hustenproblem.

Keith Jarrett ging, obwohl ich nicht einmal gehustet hatte, mehrmals von der Bühne, ließ sich Zeit, kam zurück und wartete eigentlich nur darauf, dass ihn wieder ein Geräusch in seiner übergroßen Empfindlichkeit stören würde – wie fühlt er sich, wenn er zum „Gebieter der Stille“ wird (unser nächstes Semesterthema), Stille als Machtdemonstration.

Demnächst findet in der Paulskirche eine besondere Ehrung des Schriftstellers Sir Salman Rushdie (der Stiftungsrat hat den Schriftsteller zum Friedenspreisträger des Jahres 2023 auserwählt) statt. Als geladene Gäste sind wir auch eingeladen. Ich mache mir jetzt schon Gedanken darüber, wann mein Husten wieder zuschlagen wird (Reizhusten, auch psychisch, na klar), Bonbons lutschen, wenigstens 0,5 Liter stilles Wasser, andere Gedanken …), inniges Hoffen, dass der mögliche Applaus irgendwann meinem Hustenvulkan die den Applaus unterstützende Eruption ermöglicht – endlich bin ich Sieger, lauthals, kurz, prägnant, vielleicht noch eine Hustentriole, ich kann bestimmen- aber bis dahin bleibt mein Husten mein „stilles“ Geheimnis.

Ich freue mich, wenn es bald wieder losgeht.
Ihnen ein schönes Wochenende,
herzliche Grüße, Heiner Schwens

Liebes UniWehrsEL,

meiner Meinung nach kommt ein „Röchelverzeichnis“ nicht ohne Hinweis auf sein Original, das „Köchelverzeichnis“ aus. Einfach erklärt, war Mozart zwar ein genialer Komponist, aber mit der Verwaltung seiner Werke nahm er es nicht so genau.

Der in Salzburg 1756 geborene und 1791 in Wien verstorbene Wolfgang Amadeus Mozart war wohl einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Klassik. Er schrieb schon mit acht Jahren in London seine ersten Sonaten, unter der liebevollen Aufsicht seines Vaters Leopold, selbst ein begabter Violinist und Komponist.

Ganz anders dagegen, der Österreicher Ludwig Alois Ferdinand Ritter von Köchel. Geboren 1800 in Niederösterreich und 1877 in Wien verstorben, war es dem Juristen, Musikwissenschaftler und Naturforscher ein großes Anliegen, ein Verzeichnis der Werke Mozarts anzulegen. Es wurde nach ihm das „Köchelverzeichnis“ genannt.

Ein Werk Mozarts, das sich im Köchelverzeichnis, kurz KV, 231 von 1782 findet, greift einen gängigen Schwäbischen Gruß auf. Es geht um das in mittel- und oberdeutschen Dialekten verbreitete, ironisierend umgangssprachlich gebrauchte „Legg me am Arsch“. Eigentlich als „Abwehrzauber“ gemeint, gegenüber persönlichen Feinden, denen man seinen bloßen Hintern entgegenstreckt, um zu zeigen, was sie uns „denn mal können“.

Übrigens gibt es zu der Geschichte, seinen Feinden den Allerwertesten zu zeigen, auch eine schöne Geschichte aus Riga. Das „Katzenhaus“ in Riga zeigt auf dem Dach zwei schwarze Katzen. Warum sie dort stehen:

Ein reicher Kaufmann wurde nicht in die Große Gilde der Kaufleute aufgenommen. Darüber war er so erbost, dass er ein Grundstück gegenüber der Großen Gilde kaufte und darauf ein prächtiges Haus bauen ließ. Die auf der Turmspitze montierten schwarzen Katzen zeigten den Mitgliedern der Gilde ihr Hinterteil. Welch ein Affront! Als er dann doch aufgenommen wurde ließ er die Katzen drehen.

Auch ein anderer berühmter Mann, Johann Wolfgang von Goethe, hat sich des Ausspruchs „Leck mich am Arsch“ in leicht abgewandelter Form in seinem Götz von Berlichingen 1773 bedient.

Mit besten Grüßen
Ein hoch interessierter UniWehrsEL-Leser

Herzlichen Dank an Igor Shubin für das “Katzenhaus in Riga” auf Pixabay!

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:21. September 2023
  • Lesedauer:5 min Lesezeit