You are currently viewing Neuauflage von “Good Bye Lenin” in Meiningen

Lieben Sie DDR-Flair? Dann erinnern Sie sich vielleicht auch noch an den Kinofilm „Good Bye Lenin“. Weil sich am 21. Januar 2024 der Todestag von Wladimir Iljitsch Lenin zum 100. Mal jährt, hat sich das Theater Meiningen passgenau an den Film erinnert und bringt ihn unter dem gleichen Titel auf die Bühne. Der Kulturbotschafter des UniWehrsEL war dabei. Herzlichen Dank!

Liebes UniWehrsEL,

Good bye Lenin basiert auf einem Kinofilm von 2001. Es beschert dem Staatstheater Meiningen gerade einen Zuschauerrekord und ein ausverkauftes Haus. Kein Wunder also, dass selbst Shakespeares „Hamlet“ diesem Erfolg weichen muss. „Hamlet“ wird durch „Good bye Lenin“ ersetzt.

Das Stück startet spektakulär. Aus seinem Grab erwacht Lenin wie Schneewittchen im Glassarg. Dazu Musik von König Arthur von Purcell der Cold Song. Das Lied besagt, dass der legendäre König Arthur einst wieder kommen wird. Ob dies auch auf Lenin übertragen werden kann, ist der Phantasie des Zuschauers selbst überlassen.

Nun zum eigentlichen Thema des Stücks. Die Mutter des Titelhelden wird in eine Demo 1989 verwickelt; sie war auf dem Weg zu einer Parteiveranstaltung über den Aufbruch der DDR. Sie wird niedergeschlagen von dem Polizeiapparat und landet im Koma. Als sie wieder aufwacht, ist die Wiedervereinigung passiert. Für die überzeugte Sozialistin ein Schock. Deshalb erfindet ihr Sohn eine alternative Geschichte zum Untergang der DDR.

In dem Stück findet er Mitstreiter. Anders als im Film, wo er alleine der Mutter die DDR vorgaukelt. In dem Stück ist die Hausgemeinschaft arbeitslos geworden und erfreut sich an der alternativen Geschichte, weil sie zu den Verlierern der Wende gehören. Daher wird die Vorgaukelei zu einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Hausgemeinschaft. Was nützt die Reisefreiheit, wenn du kein Geld zum Reisen hast.

In diesem Phantasiekonstrukt des Sohnes übernimmt die DDR die Firma Coca-Cola und nimmt die BRD Flüchtlinge auf, denn die BRD ist zusammengebrochen. In solch einer „Ostalgieshow“ wird der Wessi als reichlich trottelig dargestellt und muss sich in den Osten integrieren. Der Wessi ist der Freund der Tochter, die in dem Phantasiegebilde erfolgreich studiert, in der Wendezeit jedoch in der Realität für „Bürger King“ Hamburger brät. Die Männer des Ostens sind alle arbeitslos bis auf den Wessi in der Realität, aber in der Phantasiewelt des Sohnes sind alle Männer mit Orden behängte Helden.

Wichtig ist nicht, ob eine Geschichte auf Fakten basiert, sondern ob sich Menschen damit identifizieren können. Die Freundin des Sohnes hat der Mutter irgendwann einmal die Wahrheit über den Untergang der DDR erzählt, aber die Mutter lässt den Sohn in dem Glauben, sie wisse die Wahrheit nicht. Da die Mutter einen zweiten Anfall erleidet, erzählt sie, dass sie ihre Kinder belogen hat.

Der Vater war nicht einfach in den Westen abgehauen und hat sich dort neu verliebt, seine Familie vergessen, sondern die Mutter stand unter Beobachtung der Stasi und hat drei Jahre ihre Flucht in die BRD geplant und diese aus Angst nicht in die Tat umgesetzt. Die Mutter hatte für den Neuanfang 30.000 DDR-Mark gespart und im Wandschrank versteckt. Weil sie die Umtauschfrist versäumt hat, ist das Geld wertlos geworden.

In einer Szene taucht eine Dame von der Treuhand auf und wickelt den Betrieb der Hausgemeinschaft ab, weil dieser nicht wettbewerbsfähig mit Westunternehmen ist. Das ist eine beklemmende Szene, die auch zur Geschichte der Wende gehört.

Aufgrund von vielen Krisen, ist der Blick in die Vergangenheit gerade ein großes Thema auf deutschen Bühnen. „Good bye Lenin“ im Staatstheater Meiningen passt also gut in die aktuelle Zeit.

Herzlichen Dank für die Bildidee mit der Lenin-Briefmarke auf Pixabay!

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:26. März 2024
  • Lesedauer:5 min Lesezeit