Mögen Sie Elvis? Haben Sie auch eine CD mit seinen Highlights zuhause? Kennen Sie schon die Neuverfilmung über das Leben von Elvis? Und warum ist er jetzt gerade wieder im Trend?
Der Sänger Elvis Presley ist bekannt durch seine sagenhafte Erfolgsgeschichte. Der Manager Tom Parker, der eigentlich als zwielichtig galt, wußte, wie man einen durch die USA tingelnden jungen unbekannten Mann zum Superstar macht. Es sind nicht nur die anzüglichen Tanzbewegungen, die „schwarze“ Stimme, die Haartolle, sondern auch die aufregende Lebensgeschichte, die zu seinem Erfolg beitragen. Die blutjunge Priscilla, die den in Deutschland stationierten US-Soldat verzaubert, gerät genauso ins Rampenlicht, wie die Beziehung zum Manager, die immer mehr Risse bekommt. Nicht zuletzt auch dadurch, dass Elvis klar gegen die Gewalt an Schwarzen in Elvis‘ Heimat Memphis Stellung bezieht und der Tod von Martin Luther King den Sänger schwer erschüttert.
Elvis, das heißt, 50 Jahre zurückliegende Erinnerung. Unter dem Titel „Aloha from Hawaii“ wurde das erste via Satellit in über 40 Länder der Erde übertragene Konzert eines Solokünstler weltberühmt.. Am 14. Januar 1973 startete ein einstündiges Konzert in der Honolulu International Center Arena. Ein Konzert der Superlative, mit 2,5 Millionen US-Dollar die bis dahin teuerste TV-Produktion. Sie hatte in den USA eine höhere Einschaltquote als zuvor die erste Mondlandung.
Jetzt lässt „Elvis – das Musical“ die Legende mit Rock’n’Roll und ausgewählten Schlaglichtern seines Lebens wieder auferstehen. Nicht nur in Hawaii, sondern auch in Frankfurt und weiteren Tourneestationen wird Elvis auf der Bühne noch einmal lebendig. Graham Patrick verkörpert den „King“ mit allem, was dazu gehört, (sein Auftritt in der Alten Oper war wirklich mitreißend)! In seinem Gefolge findet sich unter anderem die siebenköpfige „Las Vegas Showband“. Sogar quer durch den Saal tobend erklingt alles, was an seine Lebensphasen erinnert, von „Love Me Tender“ über „Jailhouse Rock“ bis hin zu „Suspicious Minds“, aber auch Gospel-Songs wie „Why me, Lord?“ und „How Great Thou Art“, den Ed Enoch 1977 bei Elvis‘ Beerdigung gesungen hat.
Genauso bombastisch gerät die „ausschweifende Vision“ eines Films über Elvis Presley, vom australischen Regisseur Baz Luhrmann, bekannt dafür, „im Kern tragische Geschichten als bewusstseinserweiternde Glitzer-Operetten zu inszenieren“. Die Kritik sieht genau wie „Romeo und Julia“, „Moulin Rouge“ oder „Der große Gatsby“ seinen Elvis-Film als „berauschende Rock’n‘Roll-Sause“. Genau wie beim Konzert in der Alten Oper kann das Publikum tosend mitgehen und einfallen.
Dazu noch ergänzend ein Leserbrief vom UniWehrsEL-Kulturbotschafter, der sich über Ihre Kommentare sehr freuen würde.
Liebes UniWehrsEL,
gerade zeigte die Alte Oper Elvis und seine Show. Damit sind sie gerade vollkommen im neuen Trend, nämlich der Rückschau auf andere Zeiten. Dieser Trend ist in den Theatern schon länger zu beobachten. Nicht umsonst zeigt das Staatstheater Darmstadt gerade das Musical „Saturday Night Fever“ und lässt die 1970er mit der ‚Discoära‘ neu aufleben. Das beschert dem Haus ausverkaufte Plätze. Das Staatstheater Mainz zeigt den Filmhit aus 2007, das Musical „Sweeney Todd“ – die Geschichte eines mörderischen Babiers – und das Staatstheater Wiesbaden holt gerade die goldenen 1920er zurück auf die Bühne mit „Cabaret“ und einer neuen Sally Bowles.
Alle diese Produktionen spielen in Kostümen, die der jeweiligen Zeit entstammen und haben einen positiven Blick auf die Vergangenheit. Es scheint also eine große Nachfrage nach Stücken zu bestehen, die in vermeintlich authentischen Kostümen aus einer vergangenen Zeit stammen. Was lässt den Zuschauer sich für die Vergangenheit begeistern?
Die Rückschau lässt uns vergangene Zeiten als goldene Zeiten erscheinen, weil uns, dem Zuschauer, die Gegenwart als unsicher erscheint. So ist gerade die neue Oper „Oroxy and Cage“ von Margaret Atwood (Musik Nils Eichberg) am Staatstheater Wiesbaden nicht gerade überlaufen, weil es dabei um einen Blick in eine gefährliche Zukunft mit genmanipulierter Natur geht.
Dabei ist Margaret Atwood gerade im Seriengenre sehr beliebt, so hat Amazon die Serie „Report einer Magd“ herausgebracht. Die Serie spielt ebenfalls in einer schrecklichen Zukunft, wo Frauen als Geburtsmaschinen von anderen Frauen missbraucht werden. Dies hält jedoch die kritischen Serienschauer nicht davon ab, die Serie „The Handmaid’s Tale“ zu schauen oder die Bücher zu lesen. Doch die Übertragung auf die Bühne scheint nicht so einfach zu sein. Liegt das am bereits erwähnten Retrotrend auf der Bühne?
Durch die Corona bedingte Pause ist das Publikum des Theaters offensichtlich weniger bereit auf Zukunftsthemen zu schauen, als sich mit Klassikern auseinanderzusetzen wie etwa „La Traviata“ oder „Don Giovanni“, der „Zauberflöte“. Die Elvis-Verfilmung von 2022 zeigt ebenfalls, dass der Blick zurück gerade im Filmgenre auch gefragt ist.
Stehen die Zuschauer der Zukunft etwa kritisch gegenüber? Dies könnte daran liegen, dass Zukunftsthemen wie etwa die neue künstliche Intelligenz „Chat GPT“ nicht als netter ‚Außerirdischer ET‘ dargestellt wird, sondern im Mediendiskurs eher als Bedrohung. Es werden Fragen aufgeworfen: Wie übernimmt die künstliche Intelligenz die Aufgabe von kreativen Berufen? Sorgt der Elektrohersteller ‚Tesla‘ dafür, dass in Deutschland in der Autoindustrie gut bezahlte Jobs verloren gehen?
Solche Blicke in die Zukunft lassen diese als negativ empfinden. Deshalb wird der Blick auf die Vergangenheit umso attraktiver für den Theaterzuschauer, denn diese Zeit scheint dem Zuschauer beherrschbar zu sein, bzw. er erfreut sich an den schönen Kostümen, ohne Angst und Probleme dieser Zeit wirklich zu spüren.
Doch alles Vergangene unterliegt dem Blick der Verzerrung. Das Gehirn schafft sich eigene Erinnerungen, die es an die Gegenwart anpasst. Seien wir – also die Zuschauer – mutig und schauen uns auch neue Stücke und Opern an. Damit diese auch zu Klassikern werden können. Offenheit für neue Ideen hält unseren Geist frisch und sorgt für einen Austausch der Stoffe. In diesem Sinne bleiben wir neugierig auf innovatives Theater und seine Themen.
Danke, lieber Kulturbotschafter:in! Man nennt es auch Vergangenheitsoptimismus oder Rückblick auf ein Goldenes Zeitalter (altgriechisch χρύσεον γένος chrýseon génos ‚Goldenes Geschlecht‘, lateinisch aurea aetas oder aurea saecula) ist ein Begriff aus der antiken Mythologie. Er bezeichnet die als Idealzustand betrachtete friedliche Urphase der Menschheit vor der Entstehung der Zivilisation.