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‘Krass Kult’ und für Freunde des schrägen Humors mehr als geeignet: „Der kleine Horrorladen“. Ganz kurz zusammengefasst: „Für den Angestellten eines Blumenladens bringt eine Pflanze, die sich von Menschenblut ernährt, nicht nur Wohlstand, Ansehen und Liebesglück, sondern auch Probleme, die schließlich in eine Beinahe-Katastrophe einmünden.“

Ein Stoff, der sowohl im Film als auch auf der Bühne als Musical immer wieder gerne gesehen wird. Howard Ashman und Alan Menken haben dafür gesorgt, dass dieses Werk nicht zuletzt durch die zahlreichen Wiedererkennungseffekte am Leben erhalten wird.  An der außerirdisch anmutenden Pflanze Audrey II. kann man sich nicht sattsehen, auch in Mainz nicht, wo Erik Raskopf sie entworfen und Benjamin Bartenstein sie gebaut hat.

Alles verschlingend sorgt sie mit ihrem ‚Mordshunger‘ für einen Riesenspaß, den unser Kulturbotschafter für das UniWehrsEL kommentiert hat. Mal wieder ganz herzlichen Dank dafür!

Liebes UniWehrsEL,

der kleine Horrorladen war zunächst ein billiger schwarz-weiß Horrorfilm. Dieser wurde in den 1980ern dann zu einem Musical umgearbeitet. Der Inhalt ist sozialkritisch. Drei Idealisten eröffnen in einem sozialen Brennpunkt einen Blumenladen. In diesem Viertel, „Skid Row“ in Los Angeles, kann sich keiner Blumen leisten. Daher droht den Idealisten – der ehemalige Waisenknabe Seymour Krelbourne, der von ihm geliebten Verkäuferin Audrey (hat keinen Nachnamen) und dem Besitzer Mr. Mushnik – kurz nach der Eröffnung schon wieder die Schließung.

Doch dann geschieht ein Wunder. Seymour entdeckt während einer Sonnenfinsternis eine seltsame Pflanze. Diese Pflanze sorgt für einen Aufschwung des Geschäfts. Wie der Zuschauer erfährt, kann die Pflanze den Willen von Menschen beeinflussen. Audrey ist ein nettes Mädchen, das wohl einen Hang zu den falschen Männern bzw. zu einem falschen Mann hat. In diesem Fall mit einem Zahnarzt. Ihre ‚blauäugige‘ Rolle in dieser Beziehung lernt der Zuschauer rasch zu durchschauen.

Seymour ist schüchtern und aus heutiger Sicht ein ‚Nerd‘. Er päppelt liebevoll die geheimnisvolle Pflanze. Doch die stellt sich als heimtückischer heraus, als angenommen. Sie ernährt sich vom Blut Seymours und später von dem des von ihr getöteten Zahnarztes. Als der Ladenbesitzer Seymour mit dem Mord an dem Zahnarzt konfrontiert und ihn erpressen will, verschlingt die Pflanze ihn ebenfalls.

Interessant ist, dass bei dem Film aus den 1980ern ein Happyend erfunden werden musste, weil die Zuschauer Audrey und Seymour in Testvorführungen als sehr sympathisch bewerteten, sodass sie keinen Tod dieser beiden Figuren am Ende des Films sehen wollten.

Dagegen gibt es in der Musicalfassung kein Happyend für Audrey und Seymour, sondern die Pflanze Audrey II übernimmt am Ende die Weltherrschaft. Zu sehen ist dieses Spektakel am Staatstheater Mainz als Musical mit vielen Schauspielern des Mainzer Theaters.

Das Publikum hatte sichtlich seinen Spaß an dem Blumenladen auf der Bühne und später an der sehr schrägen Arztpraxis des Zahnklempners, der eine sadistische Freude daran hat, seine Kunden zu quälen.

Wer also Musicals mag und coole 1980er Klamotten, sowie eine Portion schwarzen Humors mit peppiger Musik, ist mit dem kleinen Horrorlanden richtig aufgehoben. Während es beim „kleinen Snack“ – wir berichteten darüber beim Beitrag des Theaters rund ums Essen – um die kritische Auseinandersetzung rund um die Ernährung der Menschen geht, zeigt diese Horror-Komödie wie schnell der Mensch selbst zum Snack für eine Pflanze werden kann. Oder auch wie beim Zauberlehrling frei nach Goethe, „die Geister die ich rief, werd‘ ich nun nicht wieder los“.  Aber auch was es bedeutet, wenn jemand (und sei es auch eine Pflanze) den Hals nicht vollkriegen kann …

Übrigens hat Deutschlands Schlagerkönigin Helene Fischer nach ihrem Studium an der Hochschule für Darstellende Kunst in Frankfurt mit einer Rolle in dem kleinen Horrorladen am Staatstheater Darmstadt debütiert. Diesen Aufstieg hat also nicht einmal die fleischfressende Pflanze verhindern können.

Der Puppenspieler, der die fleischfressende Horrorpflanze zum Leben erweckt hat, war beim Musical Frank Oz, der wirkte vorher bei der Muppet-Show mit.

Also, wer beim „Kleinen Horrorladen“ mitmachen darf, der hat es irgendwie geschafft!

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:9. Juni 2023
  • Lesedauer:5 min Lesezeit