You are currently viewing Ein kleiner Snack gefällig?

Ein Stück mit Tiefgang wird am Schauspiel Frankfurt unter dem Titel „Der kleine Snack“ dem Zuschauer angeboten. Vom Regie-Duo Jan Kolowski und Nele Stuhler wird das Theaterstück rund ums Essen in allen Facetten auf die Bühne gebracht. Dabei dreht es sich hier genau wie in unserem Seminar im Sommersemester 23 (wirklich ein Zufall!) „Erst das Fressen …“ um Ernährungstrends im Wandel, um die soziale Funktion des Essens und um Liebe, die durch den Magen geht.

Ergänzt wird es um den Aspekt des „bösen Essens“, von mir bereits im UniWehrsEL an anderer Stelle kommentiert, mit Hinweis auf den Küchenblog von Anne Winckler. Denn wie man gut kocht und die besten Rezepte angibt, gelingt der „Küchenmarie“ weitaus besser, als den Möchte-Kern-Köchen im „kleinen Snack“.  

Und schon hat ein eifriger UniWehrsEL-Leser das Stück besucht und für uns kommentiert.

Liebe Elke,

mit dem Stück “Der kleine Snack” richtet das Schauspiel Frankfurt ein kulinarisches Cabaret an. Empfangen wird das hungrige Publikum mit fünf süßen Früchten in Gestalt der Schauspieler. Cornelia trägt eine Gurke auf dem Kopf, Sieglinde genannt Sugar (Zucker) trägt eine Kirsche, Fabian eine Zitrone, Rizo einen Kürbishut, Pamela ein Brot als Kopfbedeckung. Dazu führen sie einen wilden Tanz, eine Mischung aus CanCan und einer Eigenkreation, vor. Der Zuschauer wurde schon vor dem Start mit einer einschmeichelnden, beruhigenden Musik beschallt, um ihn maximal auf den bevorstehenden Abend vorzubereiten. Nach der Tanzeinlage gab es den ersten begeisterten Applaus eines sehr euphorischen Publikums, dass noch zweimal spontanen Zwischenapplaus spendete.

Die Vorstellung war restlos ausverkauft und das Schauspielteam hochmotiviert, das Publikum zum Rasen zu bringen. Nach dieser ersten Tanzeinlage gab es einen vergnüglichen Dialog über unsere Scheiße. Denn das zubereitete Essen muss schließlich verdaut werden. So erfährt der Zuschauer, dass jeder Fünfte laut Statistik an Verstopfung leidet, was wohl an der falschen Art sich zu ernähren liegt.

Fabian hat seinen neuen Lover Rizo zu seinem Arbeitsplatz mitgenommen. Er hat ein Start-Up-Unternehmen zusammen mit Cornelia gegründet. Fabian ist der dritte Sohn aus einer Lebensmitteldynastie, wie z.B. Heinz Kraft, Nestle. Leider hat er als dritter Sohn nichts geerbt. So muss er nun doch für sein Geld arbeiten. Da er aber seinen Brüdern über die Schulter geschaut hat, kam er auf die Idee, ein Start-up ohne große finanzielle Mittel zu gründen. Bedauerlicherweise läuft das Start-up schlecht. Sie bieten Kochkurse für gutbetuchte Familien an. Leider haben sie sich in einer Gegend der Stadt angesiedelt, wo es nur wenig gut betuchte Leute gibt. Die Räumlichkeiten waren vorher Lagerhallen. Nun wollen Cornelia und Fabian eigentlich keine Kochkurse verkaufen – da ist die Marge vom Gewinn zu klein – sondern eine neue Küche.

Der Kochkurs soll also nur potentielle Käufer anlocken. Doch die bleiben aus. Nun hat sich auch noch die Köchin aus dem Staub gemacht. Kurzerhand spannt Fabian seinen Lover ein. Rizo ist gelernter Straßen-Clown, hat aber vom Kochen an sich keine Ahnung. Aber Fabian verspricht Rizo, dass es nicht auf das Kochen ankäme. Fabian und Cornelia spielen nun ein Paar. Denn reiche Kunden sind zumeist alt, weiß und konservativ. Daher könnten sie sich mit einem Männerpärchen als Kochpartner unwohl fühlen. So erklärt es Cornelia jedenfalls Fabian.

Doch das Pärchen, welches sich für den Kochkurs angemeldet hat, ist ein Frauenpärchen. Pamela ist von Beruf Professorin und hat eigentlich keine Zeit zum Kochen, sondern ist froh über die Mensa der Uni, und dass sie häufig von der Hochschulleitung zum Essen eingeladen wird. Ihre Partnerin Sugar ist Hausfrau und durchlebt gerade eine Phase, in der ihr gesunde Ernährung besonders wichtig ist. Daher hat Sugar den Kochkurs unter Protest von Pamela gebucht. Pamela hofft dem Kurs zu entkommen und hat das Smartphone dabei. Sie simuliert laufend wichtige Anrufe, um dem Kochkurs zu entkommen. Doch was sollen Cornelia und Fabian den Kursteilnehmern nur vorsetzen? Leider hat die verschwundene Köchin den Kühlschrank geplündert, weil sie für ihre Dienste von den Unternehmern nicht bezahlt worden ist. So muss Cornelia ohne Geld einkaufen.

Ein Kochkurs ohne Lebensmittel gestaltet sich als schwierig. Doch Rizo weiß Rat. Der Kochkurs wird zum Snack-Kurs. Ein Snack ist eine Mahlzeit, die aus Resten welche man im Kühlschrank findet besteht, bevor eine richtige Mahlzeit wieder eingenommen wird. Das ist nach dem Geschmack von Pamela. Sie steuert zum Snack eine Banane bei, die hat sie als Professorin immer in der Handtasche. Ihre Liebste Sugar hat leider die Mail nicht gelesen, in der die Kursteilnehmer die Lebensmittel für den Kochkurs selbst besorgen müssen und mitbringen sollen. Denn sie war damit beschäftigt, die Tochter von der Schule abzuholen. Die Tochter hatte Ärger, weil sie als Schulessen am Vegetarier-Tag Fleischsalat mit Würstchen in die Schule mitgebracht hat. Dieses Essen hatte Pamela der Tochter mitgegeben, weil sie es selbst nicht Essen wollte, da dies wieder einer der Essenstrips ihrer Partnerin war. Deswegen kam es zum Streit.

Der Snack enthält am Schluss einen Apfel, eine Banane, eine Dose Hering, Kaugummi. Nach einem Streit beim Kochen zwischen den Teilnehmern, wobei Pamela und Sugar die Unternehmer als kein Paar enttarnen und als Steuerhinterzieher obendrein. Schließlich versöhnen sich alle wieder, weil der Streit nur an der Darmflora und dem Hunger gelegen hat. Alle beschließen deshalb zu einem amerikanischen Schnellrestaurant mit Hamburgern zu gehen und dort gemeinsam eine Mahlzeit einzunehmen. Wer will schon Kochen, wenn er einen gebratenen Hamburger kaufen kann? Mit dieser Erkenntnis und noch weiteren Themen übers Essen, wer, wie, was, isst oder ist, die ‚böse‘ oder ‚gute‘ Ernährung, Glaubenssätze und der Frage, was führen wir unserem Körper zu oder was besser nicht, endet der Abend.

Guten Appetit – was hälst du vom kleinen Snack? Für Frankfurt wird auch nebenbei die Geschichte des Frankfurter Würstchens erzählt.

Herzlichen Dank und ich bin begeistert, wie gut das gerade zu unseren Überlegungen rund ums Seminar passt!