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Biographie und Melancholie ist ein Thema, welches sich in vielen UniWehrsEL-Leserbriefen widerspiegelt. Einer, dem das besondere Interesse dabei gilt, ist Frédéric Chopin. Er, der vom Erfolg geküsst war, wie er selber betonte, kannte auch dieses dunkle Etwas, das seine Stimmung oft trübte, die Melancholie, jenes große Gefühl von stiller Traurigkeit. Chopin kannte auch ihre große kreative Wirkung und bannte sie in seiner Musik.

Er war mit Talent gesegnet, wuchs in einer großherzigen Familie auf und doch, trug er von Kindheit an etwas in sich, das man in seinem Heimatland als “żal” bezeichnet. Es drückte sich in Enttäuschung, Wehmut oder Melancholie aus und begleitete ihn durch das ganze Leben. War es ein krankes Herz, das żal in ihm auslöste? Oder vielleicht seine Sehnsucht nach der polnischen Heimat? Gehörte żal einfach zu ihm dazu, und gab ihm den Impuls für seine Musik?

Als bescheidener Mensch, belastete er weniger seine Mitmenschen mit seinen traurigen Gefühlen, sondern setzte sie in eine musikalische Sprache um, sein Klavier wurde sein Seelenverwandter.



Seine Musik und seine Biographie scheinen Sie, liebe Leser. gleichermaßen beschäftigt zu haben.

So lese ich in einer E-Mail an mich:

„Chopin hast fast ausschließlich für Klavier solo komponiert, aber auch einige wenige – praktisch unbekannte – Lieder Op.74. Besonders schön finde ich darunter “Melancholie”, der Titel passt doch hervorragend zu Ihrem Kurs :-). … hier eine Aufnahme auf Youtube mit der Sopranistin Aleksandra Kurzak.“

Und weiter stellt der Schreibende einen Zusammenhang zwischen melancholischer Musik und der Lebenssituation Chopins her.

„Man muss ja vorsichtig sein, den Inhalt von Musik immer mit der Lebenssituation von Komponisten zu begründen. Aber es gibt schon Beispiele für einen Zusammenhang; vielleicht ist dieses Lied auch ein Beispiel dafür: Chopin musste seine Heimat Polen 1830 nach dem Novemberaufstand gegen die Russen verlassen und landete 1931 in Paris, sah seine Heimat nie wieder und hat sehr darunter gelitten.“

Ein anderes weniger glückliches Verhältnis hatte Chopin in seinen ungewöhnlichen Liebesbeziehungen. Die Ungleichheit zwischen George Sand und ihm, teilweise sogar Gegensätzlichkeit ihrer Persönlichkeiten, war offensichtlich. Ein Zeitgenosse formulierte etwas überspitzt:

Er ist so ladylike und sie ein vollendeter Gentleman!

Berühmt geworden ist der Mallorca-Aufenthalt von Chopin und Sand, der beinahe in einem Fiasko endete, festgehalten im Buch “Ein Winter auf Mallorca” . Aufgrund der vorzeitigen Abreise gelingt es Chopin bis nach Nohant, dem Landsitz George Sands, zurückzureisen.

Auch auf einen Beitrag in BR-Klassik macht mich ein Leser aufmerksam.

Hier geht es um eine Schülerin Chopins, Jane Sterlin, die alles für ihn tat. Aber leider nicht auf Gegenliebe stieß.

„Gerade höre ich in BR Klassik über das Lebensende von Frederic Chopin. Dabei wird der Name einer Schülerin von Chopin vorgestellt: Jane Sterlin. Sie brachte ihn nach England und pflegte ihn. Heiraten wollte er sie trotzdem nicht, aus zwei Gründen. Sie sei ihm zu ähnlich. Es sei als würde er sich selbst heiraten. Der zweite Grund war, dass er ihr nichts von Wert hinterlassen könne und so mache eine Ehe wenig Sinn. Nach seinem Tod sah sie sich dennoch als seine Witwe an und richtet ihm zu Ehren ein Museum ein. Dieses wurde von Don Kosaken überfallen. Allerdings bekam Jane Sterlin den Überfall auf das Museum in Moskau nicht mit, weil sie vorher gestorben ist und alles an Chopin Mutter vererbte. Sie überlebte Chopin um 12 Jahre. Dazu ein kleiner Ausschnitt aus einem Chopin Konzert. Viel Spaß und ist Ihnen Jane Sterlin bekannt?“

Danke für diese tollen Beiträge und für das Bild von Chopin von Tania van den Berghen!