Gerade sammele ich Ideen zu dem großen Themenbereich der „Melancholie“, den ich gerne mit Ihnen im Wintersemester 22/23 beschreiten möchte. Da stoße ich nun auf eine Seite des Deutschlandfunks aus dem Jahre 2005. Björn Stüben beschreibt, das „nach langer Umbaupause wieder eröffnete Pariser Grand Palais hat sich in einer Ausstellung mit zweihundert Exponaten aus unterschiedlichen Epochen dem Thema Melancholie genähert.“
Die nun von ihm Beschriebenen und in der Ausstellung vertretenen Persönlichkeiten lesen sich wie das „who is who“ der Intellektuellen, quer durch die vergangenen Epochen und Zeiten.
Es erscheint mir so, als habe jeder bedeutende Literat, wie beispielsweise Victor Hugo, seine Meinung zu dieser Thematik kundgetan. Victor Hugo, der 1802 in Besancon geboren wurde und am 22. Mai 1885 in Paris starb, bezueichnete die Melancholie als „das Vergnügen, traurig zu sein“. Ein Mann mit großem Einfluss, der „Prix Victor Hugo“ als einer der bedeutendsten Literaturpreise Frankreichs wurde nach dem Dichter benannt, hat mit seiner literarischen Wirkung das Schreiben zahlreicher renommierter Schriftsteller beeinflusst. Melancholie und ein hintergründiger Humor gelten auch heute noch als besondere Eigenschaften bedeutender Literaten in ganz Europa.
Gehen wir weiter in die Vergangenheit zurück. Auch die alten Gelehrten wie Hippokrates, der in Kos 460 v. Chr. geboren wurde und in Kefalos 370 v. Chr. starb, hatten Vorstellungen davon, woher diese schwer zu beschreibende Schwermut kam. Der berühmteste Arzt des Altertums entwickelt die Lehre von der „Humoralpathologie“ mit der Theorie über Körpersäfte, die bestimmte Krankheiten verursachen. So eben auch die Galle, die für die Melancholie verantwortlich gemacht wurde.
Schon Aristoteles wunderte sich, dass große Staatsmänner oder Künstler oft melancholisch sind. Aristoteles war wohl der bedeutendste Philosoph überhaupt und lebte von 384 bis 322 v. Chr. Im jugendlichen Alter von 17 Jahren trat Aristoteles in die berühmte Akademie Platons in Athen ein. 20 Jahre sollte er dortbleiben und lernen. Wenig später wurde Aristoteles zum Lehrer des berühmten Makedonenkönigs Alexander, den er drei Jahre unterrichtete. Belesenheit und philosophisches Interesse scheinen wohl auch Eigenschaften zu sein, die hin zur Besonderheit der melancholischen Stimmungen führen.
Zurück zum Artikel von Herrn Stüben, der erklärt, es gäbe einen Zusammenhang zwischen der Grabstele des Demokrit aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert und Edward Hoppers Bild „Kino in New York“ von 1939. Auch die bunte Holzbüste eines Straßburger Meisters aus dem 15. Jahrhundert und Vincent van Goghs Bildnis des Docteur Gachet von 1890 wiesen Gemeinsamkeiten auf. Es gehe um die Nachdenklichkeit, um das In-Sich-Gekehrte dieser Figuren. „Mal ist es die rechte, mal die linke Hand, die dem sichtlich gedankenschweren Haupt Halt gibt“. Sie alle waren gemeinsam damals mit über zweihundert weiteren Exponaten im Pariser Grand Palais in der Schau „Melancholie“ zu bestaunen.
Zahlreiche weitere Ausstellungen zur „Melancholie“ hat es inzwischen gegeben. Sie alle versuchen Gemeinsamkeiten zu finden und diesem Gefühlszustand durch Persönlichkeitsmerkmale auf die Spur zu kommen.
Ich danke für diese wunderbaren Anregungen, die ich gerne an Sie, meine Leser, weitergebe, Sicherlich können Sie sich nun unter der „Melancholie“ etwas vorstellen. Vielen bisher Befragten fällt spontan Alfred Dürer ein. Was verbinden Sie mit den Gedanken und Bildern zu diesem Thema? Kennen Sie Ausstellungen dazu?
Schreiben Sie mir bitte schon jetzt unter „Kontakt“!