Du betrachtest gerade Pop-Geplauder im UniWehrsEL – vom ESC und Rausch der Disco-Ära

Wer denkt nicht gerne an sie zurück?  Die Geschichten und die Musik, die uns in den 70er Jahren begleiteten. Am 6. April 1974 gewinnt die schwedische Gruppe Abba mit “Waterloo” den Eurovision Song Contest in Brighton. Passenderweise findet zum 50-jährigen Jubiläum der ESC 2024 in Schweden statt. Danke für die Rückschau und die Ausführungen zu neueren Hits und Stars hier im UniWehrsEL!

Liebes UniWehrsEL,

Will man etwas über lange ausgestrahlte internationale Musikwettbewerbe erfahren, dann landet man beim Eurovision Song Contest, kurz ESC. So heißt er erst seit 2004. Ich kannte ihn noch unter Grand Prix Eurovision de la Chanson. Der Wettbewerb 1957 in Frankfurt am Main entsprach schon dem ESC, den wir heute kennen: jedes Land nur ein Titel, Pausenact, Punktevergabe. Das Siegerland richtet dann den Contest im Folgejahr aus. Für Deutschland gab es die ESC-Siegerinnen Nicole (1982: “Ein Lied für Harrogate”) und Lena (2010: “Unser Star für Oslo”). Weltstars wie Céline Dion – ich denke mit Schrecken noch an ihr Kostüm zurück – sind Nicole und Lena zwar nicht geworden, aber in Deutschland kennt sie beinahe jeder.

Celine Dion sang für die Schweiz und nach 36 Jahren hat wieder ein Schweizer gewonnen. Nemo siegt mit “The Code” im Finale des 68. Eurovision Song Contest in Malmö und macht vor Freude die Trophäe kaputt. Deutschlands Kandidat Isaak landet mit “Always On The Run” auf Platz 12. Auch bei Nemo bleibt mir das Kostüm in Erinnerung, irgendwie hatte ich da Assoziationen zu Bibo aus der Sesamstraße.

In der Pause zum diesjährigen Eurovision Song Contest stieß ich auf ein Lied, dass ich seit 2001 nicht mehr gehört hatte. Es war ein großer Hit in 2001. Das Besondere an dem Song ist, dass er damals neu war und gleichzeitig eine Erinnerung an eine andere Zeit beinhaltete und zwar an die goldene Disko-Ära der wilden 1970er. Der Song erinnert an mich an den berühmten Film Studio 54 von 1998, mit dem Schauspieler Ryan Phillip in der Rolle eines jungen Mannes aus New Jersey, der im legendären New Yorker Nachtclub Studio 54 als Barkeeper arbeitet. Im Club begegnet er z.B. dem Künstler Andy Warhol, der sich schon damals mit dem Konsumrausch beschäftigte, und taucht in eine Welt voller Drogen, Sex und Exzesse ein.

Eine Textzeile aus dem gesuchten Song lautet „Passion of the Groove“ und beschreibt die leidenschaftliche Hingabe zur Musik und zum Tanzen. Sie fängt die Essenz der Disco-Ära ein, in der die Menschen die Nächte durchtanzten und sich der Passion Musik hingaben. Diese Leidenschaft und Hingabe sind das Herzstück des gesuchten Songs. Eine weitere bemerkenswerte Textzeile lautet „You wore a tie like Richard Gere“. Die Zeile spielt auf den eleganten und stilvollen Look des damals angesagten Schauspielers Richard Gere an, der in den 1980er und 1990ern als Inbegriff von Glamour und Style galt.

Gleichzeitig beschreibt die Textzeile den Wunsch des Nachtschwärmers nach einem aufregenden Leben. Dieses wird vom Hörer gerade mit der goldenen Disco-Ära der 1970er verbunden. Der Refrain mit der Textzeile „Crying at the Discothek“ betont ein Paradoxon in der Gefühlswelt von Menschen. Nämlich, dass es gleichzeitig möglich ist zu weinen und dabei Freude zu empfinden.

Hast du den Song erkannt? Es handelt sich um den Song „Crying at the Discoteque“ von Alcazar aus 2001. Das Musikvideo zeigt Alcazar, als Retro-Disco-Band aus den 1970er Jahren, in passenden Outfits aus dieser Zeit. Die Band tanzt vor einem künstlich geschaffenen Bühnenbild. Es zeigt ein Ödland oder einen fremden Planenten. Eine Anspielung an alte Science Fiction Filme. Im Hintergrund von Alcazar tanzen geheimnisvolle Menschen mit Tiermasken. Die Tierwesen bewegen sich tanzend wie in einer Diskothek.

Der zweite Handlungsstrang ist, dass der Zuschauer Zeuge von vermeintlichen Dreharbeiten zu dem Musikvideo wird. Beim Dreh gehen jedoch verschiedene Dinge schief, z.B. Bühnenbildner stören die Tänzer oder die Band widerspricht den Anweisungen des Regisseurs. „Cyring at the Discoteque“ basiert auf dem Song „Spacer” von Sheila & B. Devotion aus dem Jahr 1979. Alcazar nutzte Samples dieses Hits und schuf damit einen neuen Disco-Klassiker. Der Streit mit der Regie ist ein ironischer Verweis auf die Unangepasstheit der Band – sie will zwar Retro sein, aber irgendwie auch neu zur gleichen Zeit.

Mancher Discogänger empfindet den Song als ein Meisterwerk, weil es die ekstatische Atmosphäre einer Disco-Nacht perfekt einfängt. Die Lyrics erzählen dem Zuhörer von dem bevorstehenden Herzschmerz und von der ihn ergreifenden Sehnsucht, welche durch einen Besuch der schillernden Welt der Diskothek in der Nachteule ausgelöst werden. Das Gefühl, welches der Song beim Hörer auslöst, ist eine Mischung aus Melancholie und Euphorie, sozusagen eine „Euphancholie“. Der Lauscher fühlt sich in eine andere Welt versetzt. Eine Welt der Nachteule, die alles um sich herum vergisst und sich ganz dem Moment hingibt. Dieses Erlebnis sorgt für die Verzückung oder anders ausgedrückt, es kommt zur Ekstase!

In 2020 erschien ein weiterer Song, der versucht, den Geist der Disco-Ära einzufangen. Es ist „Levitating“ (zu Deutsch herumschweben) von Dua Lipa. Mit seinem funky Beat möchte „Levitating“ auch an die glorreiche Zeit der Disco erinnern. Der Song beschreibt die Schwerelosigkeit, die jemand empfindet, wenn er sich frisch verliebt hat und deshalb das Leben in vollen Zügen genießt. Dem Verliebten geht es, als ob er dem Alltag „entschweben“ könnte. Diese Sorglosigkeit überträgt sich auf den Hörer. Mit einem neuen Partner an deiner Seite ist es, als würde der Glückliche neue Galaxien entdecken. Dua Lipa ermutigt, auf diese romantische Reise des „Verliebtseins“ mitzukommen. Im Musikvideo lernt Dua Lipa ihre neue Liebe auf der Tanzfläche kennen und schwebt mit ihr zusammen ins Licht.

Aus den Songs „Crying at the Discoteque“ von Alcazar, „Levitating“ von Dua Lipa und dem Film “54” von 1998 kann der Leser wichtige Lektionen über die Disko-Ära und das Nachtleben lernen.

Der Song „Crying at the Discoteque“ und der Film „54“von 1998, mit Ryan Phillippe, teilen eine faszinierende Gemeinsamkeit: Beide fangen den Rausch und Exzess der Disco-Ära perfekt ein. Der Alcazar-Song beschreibt die ekstatische Atmosphäre einer Diskothek. Im dazugehörigen Musikvideo wird diese „schöne“ Disko-Welt mit der Anspielung auf das Ödland, den Menschen mit Tiermasken und dem Streit der Band mit dem Regisseur ironisch durchbrochen. Der Song „Levitating“ von Dua Lipa vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit und des Loslassens. Es geht darum, sich von negativen Einflüssen zu befreien und sich ganz dem Moment hinzugeben. Das ist die Verbindung zu „Crying at the Discotheque“. Dagegen zeigt der Film „54“ das wilde Leben im legendären Studio 54, wo es neben dem Tanzen auch um Drogen, Sex und Exzesse gegangen ist.

Sowohl die genannten Songs als auch der Film 54 zeigen, wie verführerisch und dabei zerstörerisch das Nachtleben sein kann. Die glamouröse Fassade verbirgt oft die Schattenseiten wie Melancholie, Drogenkonsum, Selbstzerstörung. Der Song „Crying at the Discoteque“ und die positive Energie von „Levitating“ erinnern daran, den Moment zu genießen. „Cyring at the Discoteque“ und „Levitating“ bilden die Sehnsucht nach einem glamourösen Leben ab. Dagegen zeigt der Film „Studio 54“, dass hinter dem Glanz oft harte Wahrheiten liegen. Die Songs „Crying at the Discoteque“, „Levitating“ und dem Film „54“ sollen den Leser ermutigen, über seine eigenen Erfahrungen im Nachtleben nachzudenken und die Balance zwischen Vergnügen und Verantwortung für sich selbst zu finden.

Liebe Grüße an die begeisterten (ehemaligen) Diskogänger im UniWehrsEL!

Danke für das Bild des Disco-Feelings von Gerd Altmann auf Pixabay

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:9. Oktober 2024
  • Lesedauer:9 min Lesezeit