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Liebes UniWehrsEL,

ich möchte Dir heute ein ganz großes Kompliment aussprechen: Du entwickelst Dich langsam aber sicher zu einem Nachschlagewerk, rund um Psychologie und Kultur. Da ich ein großer Opernfan bin, aber leider gehbehindert und so nicht mehr vor Ort genießen kann, freue ich mich, wenn ich bei Dir nochmals nachlesen kann, was ich versäumt habe. Klar gibt es viele Besprechungen zu den großen Opernwerken, aber Dein Kulturbotschafter macht seine Sache für mich ganz besonders gut. Also vielen herzlichen Dank an ihn.

Als großer Händelliebhaber verfolge ich ganz besonders dessen Beschreibungen auf Deinen Seiten. Händel fasziniert mich so, weil ich durch ihn ein Stück Geschichte auf eine ganz besondere Art und Weise erlebe. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, nachzulesen, was ich im UniWehrsEL alles an Opern gefunden habe.

Da sind die „Verlockungen im Zauberreich“ und die Zauberoper „Rinaldo“, die im Bockenheimer Depot aufgeführt wurde. Uraufgeführt 1711 unter dem Titel „Rinaldo“ war es Händels erster großer Opernerfolg in London – eine Sternstunde für die italienische Oper in der damaligen Hauptstadt der westlichen Welt. Ihr lag ein historisches Ereignis zugrunde, der von Gottfried von Bouillon geführte Kreuzzug der Europäer gegen das arabisch regierte Jerusalem, die von drei Weltreligionen beanspruchte Stadt.

Auch „Amadigi“ ist so eine Zauberoper und basiert auf der Ritterlegende Amadis de Gaula, der Sohn des Königs Perion von Gaula und der britischen Prinzessin Elisena; er wird als Säugling ausgesetzt und nach Schottland verschlagen, wo er nach vielen Irrungen und Wirrungen Oriana heiratet, die Tochter des Königs Lisuart von England.

Händels „Semele“ ist eine Figur aus der griechischen Mythologie, eine der vielen Eroberungen vom griechischen Göttervater Zeus (römisch Jupiter). Auch „Hercules“ ist ja bekannt aus der Mythologie und eine Händel Oper. Dank dem UniWehrsEL weiß ich auch jetzt, dass der Held durch „Dejanira“ ums Leben gekommen ist.

Apropos Held; der Held und seine herausragenden Taten sind ja auch im UniWehrsEL kategorisiert worden als „Figur der Transgression, an dem die Werte einer Gesellschaft ausgehandelt werden“.  Mir fällt da spontan auch noch Händels „Orlando“ ein.  Der Titelheld will lieber Angelica lieben als kämpfen und sucht Hilfe beim Zauberer Zoroastro. Der soll ihn zurück auf den Pfad militärischer Tugend führen. Aber Angelica, der Orlando einst das Leben gerettet hat, begehrt statt Orlando den Soldaten Medoro. Wieder einmal rast Einer vor Eifersucht, nämlich Orlando, und tötet Angelica und Medoro. Aber die Zauberkraft von Zoroastro rettet die Liebenden und befreit Orlando von seinem Wahn. Auch die Schäferin Dorinda ist unglücklich in Medoro verliebt, sie aber geht wesentlich weiser mit der Abweisung um. Transgression von Heldinnen bedeutet also für mich: Frauen können aus Eifersucht nicht nur töten, sondern auch sich von ihr befreien, emanzipieren und eben völlig neue Wege finden. Dorinda tut dies, indem sie ein Fest für die Liebe feiert.

Mit besten Grüßen und Dank
Eine treue UniWehrsEL Leserin

Liebe UniWehrsEL Leserin,

tausend Dank für das Lob, das ich gleich an unseren treuen Kulturbotschafter weiter gegeben habe.


Und postwendend kam eine Besprechung seines letzten Händelabends an der Oper Frankfurt zurück. Ich hoffe, Sie haben genauso viel Freude daran wie ich!

Mit bestem Dank an alle Leser und Schreiber, die helfen, unser UniWehrsEL spannender zu machen.

Ihre Elke Wehrs

Liebes UniWehrsEL,

heute wird es heiß und es gibt vermutlich ein Gewitter. Ich schaue „Xerxes“ an der Oper Frankfurt. Eine Oper von Händel. Anders als der Titel „Xerxes“ vermuten lässt, ist es eine Komödie über die Liebe. Am berühmtesten ist die Arie gleich nach der Overtüre mit dem Titel „Ombra mai fu“. Sie wird sich auch oft zu Trauerfeiern gewünscht. Warum dieses Stück so beliebt bei Trauerfeiern ist, kann nur verstanden werden, dass sich das musikalische Stück von der Oper aus der es stammt entkoppelt hat.

Allerdings besingt Xerxes keinen Trauerfall, sondern die Liebe zu einer Platane. Entweder ist Xerxes stark selbstverliebt, wenn er die Platane besingt oder er meint es satirisch? Im Vorwort des Librettos heißt es zu Xerxes: ” Einige Verrücktheiten und die Unbesonnenheit des Xerxes (so sein tiefes Verliebtsein in eine Platane sind Grundlage der Handlung, der Rest ist Erfindung“. Das deutet auf eine satirisches Lied hin. Die Oper Xerxes von Händel hat kaum Bezug zur historischen Person des König Xerxes, der gegen die Griechen einen entscheidende Krieg verloren hat. Daher wird Xerxes nur von den Siegern beschrieben. Ihm werden deshalb nur negative Eigenschaften eines Despoten zugeschrieben.

Händel interessierte sich jedoch nicht für den Charakter Xerxes, sondern benutzt ihn nur als Aufreißer für seine letzte Oper. Dabei wird Xerxes als launisch dargestellt, wie es auch bei einem griechischen Gott wie Zeus der Fall sein könnte. Xerxes ist impulsiv und schnell verliebt. Er verbannt seinen Bruder aus einer Laune heraus und will dessen Geliebte heiraten. Besonders staatsmännisch verhält er sich also nicht. Damit ist er ein typischer Held einer Barockoper. Diese Figuren verhalten sich nach heutigen Maßstäben immer sehr impulsiv, launisch, eifersüchtig, rachsüchtig.

Anbei das berühmte „Ombra mai fu“ gesungen von Cecilia Bartoli.

Empfindest du das Stück noch passend für die Trauerbewältigung, wenn du den tatsächlichen Kontext der Oper aus der das Stück entnommen ist, kennst?

Danke für das Bild von Matthias Lipinski auf Pixabay

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:11. Juni 2023
  • Lesedauer:7 min Lesezeit