Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! So lautet ein Sprichwort, das ich einmal ganz ungezwungen auf eine verpasste Gelegenheit anwenden möchte. Es geht um „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“, deren Ankündigung eine wahre Aufbruchstimmung Richtung Hamburg hervorgerufen haben soll. Sie ist nun, wie man im Internet nachlesen kann, „ausverkauft“! Schade, aber wie schön ist es jetzt für die UniWehrsEL-Leser, dass Frau Behl, die uns schon öfters gute Buchtipps gegeben hat, gleich die Gunst der Stunde ergriffen hatte und die Ausstellung besucht und für uns kurz zusammengefasst hat. Herzlichen Dank dafür!
Moin, Frau Dr. Wehrs,
nach meiner gestrigen Rückkehr aus dem Norden, nun ein kurzer Bericht von meinem Besuch der Caspar David Friedrich Ausstellung in der Kunsthalle in Hamburg.
Nur wenige Schritte vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt, erreicht man die imposante Kunsthalle, geschmückt mit einem großen, farbigen Plakat zur Ausstellung zum 250.Geburtstags von Caspar David Friedrich.
Ausgestattet mit einem online-Ticket gelangt man zügig in den Eingangsbereich. Da man nur ohne Handgepäck die Ausstellung besuchen darf, ist das Ergattern eines Schließfachs eine Herausforderung oder das Anstellen an der Garderobe als Geduldsspiel zu betrachten. In die sehr gut besuchte Ausstellung gelangt man über viele Treppen oder mit einem Aufzug.
In der 1. Etage findet man die klassischen Gemälde und Zeichnungen von Caspar David Friedrich und einige Gemälde seiner Weggefährten.
Die 2. Etage bietet die Thematik von Caspar David Friedrich in der Moderne, zum Teil an Mitmachstationen, auch im Hinblick auf den Klimawandel und der Herausforderung Mensch und Natur im Einklang zu halten.
Mein Fokus lag auf den Motiven der Natur, besonders auf den Themen: Wald-Gebirgslandschaften-Meer-Stille/Stimmungen (die besondere Stimmung durch seine Gemälde konnten wir schon anhand des Beitrages von Frau Winckler – Kunst und Künstler in der Betrachtung – nachvollziehen).
Es ist schon sehr beeindruckend, den Originalgemälden von Caspar David Friedrich gegenüber zu stehen, die eine andere, intensivere Faszination ausüben. Viele Gemälde habe ich im Zusammenhang mit ihren vergangenen und kommenden Seminaren betrachtet. Folgende Gemälde haben mich besonders angesprochen:
1.Selbstportaits von Caspar David Friedrich (Hineinfühlen/Hineindenken in den Mensch CDF); 2.Wald im Spätherbst (Bezug zum Seminar “Melancholie”/”Gestatten Sie, dass ich liegenbleibe..”-Vergänglichkeit der Natur und des Menschen/ “Flanieren durch den Märchenwald”); 3. Eule am Sarg (“Gestatten Sie, dass ich liegenbleibe..”- Grabkultur in der Romantik); 4.Waldinneres bei Mondschein (“Flanieren durch den Märchenwald”: Hänsel und Gretel sind in der Nacht bei Mondschein im Wald); 5.Gebirgslandschaften/Wanderer über dem Nebelmeer (“Geheimnisvolle Stille”-Seminar: Einsamkeit/Stille/Rückzug); 6.Abendlicher Wolkenhimmel/Stimmungen: Wolken, Nebel, Licht, Farbenspiel (“Melancholie”-Seminar/”Mut zur Veränderung”: CDF hat durch seinen Malstil Veränderung herbeigeführt); 7.Thema: Meer: Kreidefelsen auf Rügen/Meeresufer im Mondschein (“Kreuzfahrt”-Seminar -Weitblick über das Meer/”Melancholie”/”Geheimnisvolle Stille”); 8.Mönch am Meer (“Melancholie”/”Geheimnisvolle Stille”-allein am Meer/Einsamkeit/innere Leere)
Der Besuch der Ausstellung macht nachdenklich und lässt Verbindungen zur Gegenwart und Zukunft erkennen. Caspar David Friedrich schafft es, beim Betrachter, für seine Werke Gefühle zu entwickeln und das Verhältnis Mensch und Natur neu zu überdenken.
Im Hinblick auf das kommende Seminar “Flanieren im Märchenwald” finden sich zum Thema “Wald” im Museumsshop der Kunsthalle folgende Bücher (eine Auswahl):
– “Die Geschichte der Bäume-wie sie unsere Lebenswelt verändert hat” von Kevin Hobbs, David West
-“Mythos Wald-das Flüstern der Blätter” von Lisa Felicitas Matthei
–“Der Klang der Wälder” von Natsu Miyashita
Nach dem Besuch der Ausstellung bietet sich ein Spaziergang zur Binnenalster, Richtung Jungfernstieg an – auf dem Weg liegt das Schanzencafé´!
Im Anschluss an den Tag in Hamburg wollte ich dann, wie Caspar David Friedrich, das Meer sehen! Travemünde-Strand liegt nur eine gute Bahnstunde vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt: Aussteigen und aufs Meer schauen und flanieren!
Schon Thomas Mann liebte die Ostsee (“Mann vom Meer-Thomas Mann und die Liebe seines Lebens” von Volker Weidermann) und verbrachte einige Sommer in Travemünde, nahe seiner Geburtsstadt Lübeck.
Auch wir können in unserer heutigen Zeit “Mönch am Meer” sein und uns beim Blick auf das Meer dafür eine neue Bezeichnung suchen, wie z.B. “ICH (nach S. Freud) am Meer” oder “Silver Ager am Meer”.
Der Autor Florian Illies hat in seinem Buch “Zauber der Stille” sehr lesenswert über Caspar David Friedrich geschrieben. Ein weiteres Buch von ihm “Liebe in Zeiten des Hasses” ist ein Spiegel-Bestseller und ist sicher eine Lektüre wert zur Einstimmung auf das kommende Semester in ihrem Seminar “Psychologie der Rache“.
Beste Grüße und eine schöne Zeit!
Antje Behl
Danke für Travemünde mit Leuchtturm von Birgit Böllinger auf Pixabay!