Sicherlich kennen Sie den Kultfilm „Wayne’s World“ von 1992, indem zwei liebenswürdige Chaoten ihre gleichnamige eigenproduzierte Fernsehshow präsentieren. Aber haben Sie auch schon mal etwas von dem ähnlich klingenden Künstler und Grafiker Louis Wain (1860-1939)gehört? In der heutigen Zeit erfreuen sich Katzen auf Video-Plattformen großer Beliebtheit beim Besucher. Da passt es ausgesprochen gut, dass Louis Wain für seine Katzenbilder berühmt geworden ist. Er wurde vor kurzem dadurch nachträglich geadelt, indem seine Biographie in dem Film „Die wundersame Welt des Louis Wain“ in 2021 verfilmt worden ist. Die Hauptrolle spielt Benedict Cumberbatch, der sich mit seiner Rolle als „Sherlock Holmes“ in die Herzen der Fans gespielt hat; dadurch inzwischen abonniert ist auf liebenswerte Exzentriker. Von solchen Charakteren gab es im 19. Jahrhundert bekanntlich reichlich. Eine Katzenliebhaberin hat die UniWehrsEL-Leser auf die Katzenwelt von Louis Wain aufmerksam gemacht, mit herzlichem Dank!
Hallo, liebe UniWehrsEL-Leser,
Louis Wain passte in seine Zeit und wurde für seine Katzenbilder, die an skurrile Menschen erinnern gefeiert. Gegenwärtig versucht der Film „Die wundersame Welt des Louis Wain“ seine Bekanntheit wiederaufzufrischen. Dabei bleibt nicht unerwähnt, dass Louis Wain in der Psychiatrie landete und seine zunächst liebenswerten Katzenbilder immer wildere Züge bekommen haben. Übrigens hätte sich Wain nicht als Zeichner angesehen, sondern als Erfinder und Schöngeist. Ein gewisses exzentrisches Verhalten war im 19. Jahrhundert gerade bei Künstlern angesagt. Es galt aus der breiten Masse herauszustechen. Ob dies auch die Absicht von Wain mit seinen Katzenbildern war, bleibt für den Zuschauer offen interpretierbar. Sein Werk umfasst mehr als 100 dieser „vermenschlichten“ Katzen. Die ersten Bilder sind 1886 in der „London Illustrated News“ erschienen.
Macht diese Vermenschlichung den Reiz für den Betrachter aus? Vermutlich, denn in eine vermenschlichte Katze kann sich der Betrachter besser hineindenken. Auch Disney arbeitet bekanntlich sehr erfolgreich mit der Vermenschlichung von Tieren, und deshalb haben Filme wie „Dumbo“, „Bambi“ bis heute ihre feste Fanbase. Mit „Aristocats“ hat Disney auch den Katzen einen eigenen Filmkosmos geweiht. Für Katzenhasser kommt diese Neuverfilmung nicht in Betracht. Für Liebhaber moderner Kunst aber vielleicht schon, denn Wain gilt als Wegbereiter für psychedelische Kunst. Seine Werke sind deshalb relativ leicht im Internet zu finden. Er begründete einen Katzenkult, der bis heute anhält.
Wains Vater stirbt als er 20 Jahre alt ist. So muss er schnell erwachsen werden und eine siebenköpfige Familie versorgen. Fünf Schwestern und die Mutter sind von ihm durchzubringen. Er sorgt für einen Skandal, als er sein 10 Jahre älteres Kindermädchen Emilie heiratet. Das liegt am Klassenunterschied. Sie braucht den Job. Er ist ein feiner Gentleman. Der große Altersunterschied sorgte zusätzlich für Gesprächsstoff in der Familie. Es ist ein Kampf für Wain, sie als Ehefrau gegen die Familie durchzusetzen. Nach dem Kampf die traurige Mitteilung; sie stirbt an Krebs. Das ist ein großer Schlag für ihn.
Die Szenen zwischen den Schauspielern Benedict Cumberbatch und Claire Foy, wenn die beiden wie Katzen nach viktorianischen Sitten umeinander rumschleichen, sind sehr intensiv und innig dargestellt. Der Zuschauer spürt die gute Chemie zwischen Cumberbatch und Foy. Sie macht einen großen Charme des Films aus. Daher fühlt der Zuschauer auch mit, wenn Wain tief getroffen ist, als er von seiner Frau die Mitteilung erhält, sie müsse an Krebs sterben. Emilie bringt eine Katze mit in die Beziehung zu Wain. Dieses eigenwillige Tier erregt Wains Aufmerksamkeit und sorgt für die Inspiration zu seinem späteren Werk mit Katzen als Motiv.
Um den Tod seiner geliebten Frau zu überwinden, fängt Wain an, Katzenbilder in Form von menschlicher Satire zu zeichnen. Doch leider hat er sich damals nicht die Rechte an seinen Menschenkatzen schützen lassen. In der Verfilmung kommt Wain dem Zuschauer als rastlose Person vor. Er wirkt sehr gehetzt. Der Film spielt mit unterschiedlichen Zeitebenen. Seine vermeintlich wissenschaftlichen Theorien zur Elektrizität erinnern ein wenig an die Erzählung des Dr. Frankenstein (den wir auch in Darmstadts Prometheuslandschaft erwähnten). Sie sind mehr eingebildet als realistisch. Er steigert sich selbst in eine Wahnvorstellung hinein und landet so in der Psychiatrie. Das ist die dunkle, bittere Seite eines hochtalentierten Zeichners.
Der Regisseur Sharpes lässt seinen Titelheld Wain durch ein Bad der Gefühle schreiten. Er erlebt Angst, Alpträume und hat bisweilen wirre Ideen im Kopf. In diesen Momenten des Kontrollverlusts ist es schwer für den Zuschauer, Mitgefühl für Wain zu empfinden. Denn er bewegt sich für den Zuschauer sichtbar am Rande des Wahns (auch ein Thema im UniWehrsEL im Kontext von Wahnsinn, Kunst und Antipsychiatrie). Am Ende bleiben jedoch dem Betrachter vor allem die vielen Katzenbilder mit menschlichen Wesenszügen in Erinnerung. Katzen haben es bekanntlich auch auf die Showbühne gebracht. Viele Jahre lief das Musical „Cats“ erfolgreich in Hamburg. In Gestalt der Kunstwerke Wains zeigen sich die vertrauten Katzen noch einmal in einer gänzlich neuen und unerwarteten Gestalt.
Lieben Sie Katzen auch so sehr wie ich? Dann schicken Sie mir doch einmal ein Foto ihres Lieblings!
Danke für das Katzen Image by Eleanor Smith from Pixabay