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Um Eifersucht geht es in Georg Friedrich Händels „Hercules“ an der Oper Frankfurt. Im Zentrum dieses Dramas steht „Dejanira“ die Frau des bekanntermaßen kräftigen und fitten Heldens. Eifersucht ist ja bekanntlich eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was leiden schafft. Allein, alle Belehrungen nützen nichts, denn obwohl jeder weiß, dass Eifersucht der Anfang vom Ende ist, steht Dejanira nun und kann nicht anders, sie rast vor Eifersucht. Das geht dann natürlich nicht gut aus. Aber hat sie wirklich Grund dazu? Iole heißt die von Herkules mitgebrachte Kriegsbeute. Mit der möchte aber weniger Hercules als der Sohn Hyllus anbändeln …

Eine kleine Analyse zu Hercules und den Fakenews, die zum Unheil führen, verdanken wir dem Kulturbotschafter des UniWehrsEL, Herzlichen Dank dafür!

Liebes UniWehrsEL,

heute Abend schaue ich die Geschichte von Hercules von Händel an der Oper Frankfurt. In dem Stück ist der Tod im zweiten Teil ziemlich präsent. Der Held Hercules kommt durch ein Geschenk seiner Frau Dejanira ums Leben. Sie lässt ihn einen verzauberten Mantel durch die Dienerin überbringen. Wer den Mantel anzieht verbrennt, so findet der Held ein tragisches Ende. Doch hat Dejanira den Mantel ihm nicht bewusst überbringen lassen, um ihn zu töten, sondern auf den Rat einer dritten Person gehört, welche Hercules schaden wollte. So ist es für Dejanira doppelt tragisch. Sie verliert den Ehemann durch eigenes Zutun aber in “bester Absicht”, wollte sie doch mit dem Mantel seine Aufmerksamkeit auf sich zurücklenken.

Der Tod ist in dieser Geschichte auch eine Strafaktion von Jupiter dem Gottvater. Weil sich Hercules für unbesiegbar hält muss er sterben. Denn nur Gott ist unsterblich – eine kleine Anspielung an das Christentum – schließlich ist der Text ein Oratorium und von einem englischen Ritter, Sir Thomas Broughton, für Händel verfasst.

Der Geistliche Thomas Broughton, widmet sich gemeinsam mit Hendel nach Semele (wir berichteten im UniWehrsEL bereits über diese Oper) mit Hercules ein zweites Mal einer weltlichen Erzählung. Die mythische Sage vom Halbgott Herkules entnahm Broughton den Trachinierinnen des Sophokles sowie Ovids Metamorphosen. Mit Hercules verbindet sich ein im 18. Jahrhundert in staatspolitischen Belangen verbreitetes Ideal des griechischen Helden, der zum Ebenbild der Tugendhaftigkeit erwächst.

Ein Ritter kennt sich mit dem Kriegshandwerk aus. Hercules befindet sich im Krieg, kann also nicht zu Hause sein aus freiem Willen, sondern muss sein Land verteidigen. So bekommt die Abwesenheit des Hercules eine heroische Bedeutung.

Barry Kosky (diesen Kult-Regisseur kennen Sie ja bereits durch unseren Beitrag “Warten auf Brecht”) stellt diese Abwesenheit des Gatten ziemlich deutlich im Bühnenbild dar. So sitzt der Held als Statue mit auf dem Sofa und wird, zumindest gedanklich, in alle Handlungen seiner Frau einbezogen. Vielleicht treibt die übergroße Erinnerung an den abwesenden Gatten Dejanira sogar zur Tat. Schließlich ist sie schockiert darüber, dass Hercules in seiner Abwesenheit vermeintlich eine Ersatzfrau gefunden hat. Zu einer richtigen Aussprache zwischen Hercules und Dejanira kommt es nicht. So sehen die Zuschauer ein Eifersuchtsdrama ähnlich „Othello“, nur dass hier die Frau die Eifersüchtige ist. Othello erdrosselte in rasender Eifersucht Desdemona, Dejanira wird zur unbewussten Mörderin. Beides sind Beziehungstaten.

Beide Morde beruhen auf Fehlinformationen durch dritte Personen, sei es Jago mit der Unterstellung, Desdemona sei untreu gewesen, oder Dejaniras Angst, ihren Geliebten Hercules zu verlieren. Sowohl Othello als auch Dejanira trauen dem Anschein mehr als rationalen Fakten, die sie überprüfen könnten. So ist die vermeintliche Rivalin von Dejanira mehr freundschaftlich als partnerschaftlich an Hercules interessiert. Dankbar ist sie ihm, schließlich hätte er sie auch bei der ersten Begegnung auf dem Schlachtfeld einfach erschlagen können, weil sie eindeutig seine Feindin war.

Seine eigene Großzügigkeit gegenüber dem Feind wird ihm also zum Verhängnis. Da diese Handlung von seiner Frau missinterpretiert wird. Dahingehend, dass seine Frau sich nun einbildet, Hercules wolle eine Affäre mit der ehemaligen Feindin beginnen. Was dann zu dem falschen Ratschlag und zu falschen Annahmen über Hercules führt.

Und noch ein Blick in die griechische Mythologie, wo es die Geschichte von Deianeira (Dejinera) und Herakles (lat. Hercules) zu lesen gibt.

Und die Moral von der Geschichte: Ziehen Sie keine sie keine voreiligen Schlüsse aus Fakenews, nur weil die augenscheinlich sind, sondern richten Sie Ihre Handlungen auf überprüfbare Fakten aus!

Herzlichen Dank an das Hercules-Bild von Felix Mittermeier auf Pixabay

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:28. Mai 2023
  • Lesedauer:5 min Lesezeit