Du betrachtest gerade Willkommen im Daliland – wilde Partys, Exzesse und Ehedrama

Wer den Namen Salvador Dali liest, und hört, es gäbe einen Film über sein Schaffen, der erwartet Einblicke in seine surrealistische Malerei. Im Film „DALíLAND“ steht aber nicht sein gesamtes skurriles Lebensgefühl im Mittelpunkt, sondern die späteren Jahre. Es geht um die faszinierende Ehe zwischen Salvador Dalí und seiner Frau Gala und den Glamour, der sie umgibt. Dazu ein Leserbrief mit herzlichem Dank an den UniWehrsEL-Schreiber, der uns an seinen Eindrücken teilhaben lässt.

Liebes UniWehrsEl

Gerade habe ich den Film „Daliland“ angesehen. Dalis Malerei erschienen mir bislang wie sein Leben: rätselhaft und unergründlich. Da ist zunächst einmal sein Äußeres und ganz besonders der Schnurrbart, der mich faszinierte, dazu seine stets weit aufgerissenen Augen. Dali wirkt schon von außen sehr exzentrisch.

Dazu kommen seine in Bildern imaginierten Träume, die ungewöhnliche Biografie, die besondere Art der Reflexion über Zeit und Tod, die mich nachdrücklich beeindrucken.

Ich habe in 1999 das Dali-Museum in seiner katalanischen Heimatstadt Figueres besucht. Dabei ist die Architektur mit Glaskugel schon eine Besonderheit für den Besucher. Die Sammlung des Museums ist umfangreich.

Im Mittelpunkt steht bei Dali immer wieder seine Frau Gala. Kult genießen das Werk „Die Beständigkeit der Erinnerung“, wo es um die zerrinnende Zeit geht. Dieses Gemälde hängt im „Museum of Modern Art“, im Herzen Manhattans, nicht in Figueres. Im Film „Daliland“ wird es in einem Rückblick auf Dalis Jugend beschrieben, aber nicht gezeigt.

Im Innenhof von Figueres steht das „Regentaxi“ von 1938, ein Oldtimer, auf dem die Statue eines Mannequins steht. Das Museum in Figueres besteht aus rostroten Mauern und Eiern auf dem Dach.

Eine Kopie des Gemäldes „Poesie von Amerika“ habe ich im Museumshop erworben. Das Bild ist eine moralische Hommage an Amerika. Dali lebte während des 2. Weltkriegs in Amerika. Auf dem Bild sind zwei, als American Footballspieler gekleidete, Figuren zu sehen. Im Hintergrund des Bildes sieht der Betrachter die Wüsten Amerikas, die auch an die Ebene von Ampurdàn erinnert.

Hinter den Figuren der Footballspieler zerfließt unter einer wartenden Uhr, auf triste Weise, der afrikanische Kontinent. Einer der Footballspieler ist schwarz. Auf dem afrikanischen Kontinent liegen seine Wurzeln. Dalis Botschaft in diesem Gemälde lautet, der Betrachter soll über die Gefahren großer Konflikte in der modernen Welt nachdenken.

Als Hoffnungszeichen steht der goldene Mann, der ein Ei auf seinem Finger balanciert. Er steht für den neuen Menschen, der die alten Konflikte hinter sich lässt. Kommt dir das Bild nicht sehr aktuell vor? Die kosmischen Athleten von 1934 passen gut zu Olympia in Paris 2024. Dort versuchen die Athleten ebenfalls im Wettkampf der Besten miteinander zu ringen. Konflikte werden im Stadion ausgetragen.

Auch meine Eindrücke zum Film “Daliland” möchte ich dir gerne schildern. Der Film beleuchtet die späten Lebensjahre des berühmten surrealistischen Künstlers Salvador Dalí und – natürlich – seiner Frau Gala.

Für den Film konnte die kanadische Regisseurin Mary Harron gewonnen werden. Harron begann ihre Karriere als Journalistin und schrieb für renommierte Magazine wie “Punk” und “The Guardian”. Einer Erzählung nach traf Harron in den 1970ern die Sängerin Amanda Lear auf einer der legendären Partys von Salvador Dali. Diese Erfahrung verarbeitet die Regisseurin in dem Film „Daliland“ in der Figur des jungen James. Einer ihrer bekanntesten Filme ist “American Psycho (2000), eine Adaption des gleichnamigen Romans von Bret Easton Ellis, der “The Shards” schrieb. Der Film erzählt die Geschichte des psychopathischen Investmentbankers Patrick Bateman. Das Hauptthema von American Psycho war der Mordexzess. Mit „Daliland“ knüpft Harron erneut an das Thema Party, Drogen und Exzesse an.

Der Film “Daliland” spielt im Jahr 1974 und wird aus der Perspektive von James, einem jungen Assistenten einer Kunstgalerie in New York, erzählt. James wird von dem berühmten surrealistischen Künstler Salvador Dalí engagiert, um ihm bei der Vorbereitung einer großen Ausstellung zu helfen. Diese Aufgabe führt James in die exzentrische und dekadente Welt von Dalí und seiner Frau Gala. Bevor die gebürtige Russin Gala im Sommer 1929 in Spanien den jungen Künstler Dali kennenlernte, war Gala die Muse der Dadaisten und Surrealisten der Pariser Avantgarde. Über eines der größten Liebesgeschichten aller Zeiten schreibt auch Sylvia Frank.

Ein zentrales Element des Films sind die exzessiven Partys und der ausschweifende Lebensstil des Künstlerpaares. Dalí und Gala sind bekannt für ihre extravaganten Feste, bei denen Kaviar, Kokain und sexuelle Abenteuer an der Tagesordnung standen. Diese Szenen geben einen Einblick in die dekadente Seite der Kunstwelt der 1970er Jahre. Den “schlaraffischen Exzessen” (dazu auch mehr im Wintersemester 24_25) des berühmten Ehepaares widmete sich auch schirn.de.

James, der zunächst von der glamourösen Welt fasziniert ist, wird schnell mit den Schattenseiten des Ruhms konfrontiert. Er erlebt die Erschöpfung und den emotionalen Druck, der mit dem ständigen Streben nach Exzessen einhergeht. Die Partys, die ihm zunächst wie Traumbilder erscheinen, entpuppen sich als anstrengende Rituale ohne Sinn.

Sir Ben Kingsley verkörpert einen gealterten Salvador Dalí, als Parodie eines Künstlers. Es zeigt, wie sich der Künstler Dali in den 1970er Jahren immer wieder neu erfinden muss, um noch im Gespräch zu bleiben. Barbara Sukowa als Gala ergänzt Dali hervorragend. Der Film zeigt den Kampf zwischen dem Ehepaar Dali zwischen Verachtung und Bewunderung. Das Spiel von Gala und Dali erinnert an das Stück „Wer hat Angst vor Virgina Woolf.“ Dort trägt ein Ehepaar auch Kämpfe miteinander aus.

Daliland” bietet einen tiefen Einblick in eine wilde Episode des Lebens von Salvador Dalí und seiner Frau Gala. Für einen Kunstfilm mutet es etwas seltsam an, dass nicht ein Bild des Künstlers dem Zuschauer gezeigt wird. „Daliland“ ist eben keine Biographie, sondern nur eine Momentaufnahme aus 1974.

Danke für das Bild des Dali-Museums von Julia Casado auf Pixabay

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:31. August 2024
  • Lesedauer:8 min Lesezeit