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Wie geht man eigentlich mit persönlichen Verlusten, Schmerz und Trauer um? Einer, der eine katharsische Wirkung durch das Schreiben einer Geschichte fand, ist James O’Barr. In den Zeichnungen des Comics von “The Crow” verarbeitet er den Tod seiner Freundin und stieß damit auf der ganzen Welt auf Anklang. Erzählt wird die Geschichte von Eric, der von den Toten aufersteht, um das begangene Verbrechen an seiner Verlobten zu rächen.

Aufmerksam auf diese spannende Lektüre hat mich ein UniWehrsEL-Leser gemacht, den die Art und Weise der Emotionen und Verarbeitungsmechanismen von O’Barr tief angerührt hat. Herzlichen Dank für diesen Tipp!

Liebes UniWehrsEL,

guten Abend, wie du weißt interessiere ich mich auch für Literatur. Heute bin ich auf den Comic “the crow” – die Krähe – gestoßen von James O’Barr. Der Comic war in den 1990er sehr populär. O’Barr begann die Arbeit 1981 während seiner Stationierung in Deutschland, um den Unfalltod seiner Verlobten zu verarbeiten und veröffentlichte die erste 32-seitige Ausgabe von „The Crow“ im Februar 1989 bei Caliber Press. Zu den Comics gab es einen Film von 1994. Im Comic fand ich zudem einen Querverweis auf den Dichter Arthur Rimbaud. Über ihn kann man im Deutschlandfunk erfahren, dass er für die Surrealisten und Expressionisten ein Star war, der als Wunderkind und enfant terrible galt, der ruhelos durch die Welt zog und voller Selbstzweifel war. Auch ihm ging es um die durchlebten Emotionen.

Auch “The Crow“ offenbart dahingehend viele dieser Gefühlsregungen und Verarbeitungsmechanismen, die O’Barr seine Hauptfigur Eric durchleben lässt und die an seine eigene Biographie anknüpft . Eine schwierige Kindheit in Detroit, das Zusammenleben mit Bethany seiner Freundin als er 17 Jahre alt war, das Studium der Renaissance-Skulpturen und Fotografien, sind nur einige Punkte aus seinem bewegten Lebenslauf. Zu seinen Inspirationsquellen gehörte auch Edgar Allen Poe. Der Genres wie Horror- und Schauergeschichten prägte und das Fundament für viele symbolische Erzählungen legte.

Der Tod von O’Barrs Freundin durch einen betrunkenen Autofahrer führte zum Versuch, den Verlust durch die Arbeit am Comicroman der Krähe zu kompensieren. Nach eigenen Angaben half ihm diese Arbeit wenig, führte nur weiter in eine Art der Selbstzerstörung.

Der Comic von O’Barr gilt heute als Kult. Nach dem Erscheinen des Films schrieben andere Autoren Fortsetzungen darüber.

Mich selbst hat diese Geschichte um Eric und deren unglaublicher weltweiter Erfolg dazu inspiriert, sowohl über Ängste vor dem (eigenen) Tod nachzudenken und zu Fragen angeregt, warum sich Menschen einen symbolischen oder realen Erinnerungsort schaffen müssen. Das geschieht in Form von Grabstätten auf Friedhöfen, aber auch inzwischen in virtuellen Trauer-Räumen im Internet.

Der Comiczeichner hat mit seiner eigenen, von ihm erschaffenen Welt in seiner Geschichte, einen ganz besonderen Erinnerungsort für seine verstorbene Freundin gefunden. Es geht dabei nicht nur um seine persönliche Trauerbewältigung, sondern um den Umgang mit dem Tod im Allgemeinen und mit dem frühen und gewaltsamen im Besonderen.

Liebe Grüße an die UniWehrsEL-Leser. Ich bin auf ihre Meinung dazu gespannt!

  • Beitrags-Kategorie:Blog
  • Beitrag zuletzt geändert am:30. Januar 2023
  • Lesedauer:4 min Lesezeit