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Unser Beitrag zu “Schöne neue (Technik-)Welt“ hat die UniWehrsEL-Leser sehr angeregt. Einerseits gab es E-Mails, die zu Hybridem Lernen und zu Blended Learning Stellung genommen haben. Andererseits hat das Essay von Kai Wehrs – mittels ChatGPT die Vorteile des gemischten (blended) und hybriden Lernens zu beschreiben – einen kleinen Stein ins Rollen gebracht. Es gab wohl inzwischen die verschiedensten Befragungen und Aufgabestellungen an das ChatGPT-Programm.  

Interessant, war die Idee, ChatGPT eine Mordgeschichte schreiben zu lassen. Kurz hier die Kritik zum Ergebnis:

Ja, Elke,
wir haben mal spaßeshalber das Motto “Mord ” durch so ein GPT-Programm geschickt. Heraus kam langweiliger Einheitsbrei voller Klischees. Aber da wir ja noch ganz am Anfang stehen damit, wird sich die Qualität der literarischen GPT-Ergüsse wohl in Zukunft noch verbessern. Mein Mann ist übrigens skeptisch und fasziniert zugleich, wenn er davon erzählt, dass man jetzt einen Song mit der eigenen Stimme einsingen und anschließend mit der “Stimme” von z. B. Paul McCartney bearbeiten kann. Was für ein schönes Spielzeug (oder Schlimmeres) denke ich.
Daran merke ich mit zunehmend erschrecktem Erstaunen, dass ich allmählich zu einem Fossil aus einer anderen Zeit werde. Unfähig, der Entwicklung mehr entgegenzusetzen als ein müdes Kopfschütteln. Sie entspricht einfach nicht mehr meinen Vorstellungen und meinen Bedürfnissen.
Gut, dass ich schon so alt bin 😉.

Geht es Ihnen genauso, oder sind Sie von dem “neuen Spielzeug” eher fasziniert? Weitere Kommentare werden sehr gerne entgegengenommen!

Eingehend auf die neue Art des Lernens und meine Frage: „Wäre das etwas für Sie?“ beantwortend, hier eine weitere E-Mail:

Hallo, Fr. Wehrs,

je später der Abend…

Für meine Meinung zur Nutzung des ChatGPT habe ich etwas mehr ausgeholt, ich wollte einfach einen kleinen Vergleich darstellen.

Blended Learning ist für mich z. Zt. das bevorzugte Lernmodell.

Ich wünsche Ihnen einen guten Abend,

mit den besten Grüßen, H. Schwens

Einsatz von ChatGPT im Unterricht? – ein Beitrag von Heiner Schwens

Zitat Prof. Schleiff (Präsident der Goethe Universität Frankfurt): „Lehrende werden künftig nicht mehr unterscheiden können, ob Studierende eine Hausarbeit selbst verfasst haben, sie von einer künstlichen Intelligenz schreiben oder sich zumindest helfen ließen. Die Konsequenz daraus könne aber nicht sein, die Nutzung zu verbieten. Vielmehr müssen wir neue Lehr- und Prüfungsformate entwickeln, um den individuellen Leistungsstandard zu bewerten“.

Die Goethe-Universität plant ein Institut namens „Center for Critical Computational Studies“. Dort sollen Schleiff zufolge „die soziologischen, gesellschaftlichen und juristischen Konsequenzen digitaler Technologien erforscht und Transformationsprozesse begreifbar gemacht werden“. Es wird also neue Lehrformate für das digitale Zeitalter geben.

Kantar, ein Meinungsforschungsinstitut, hat im Auftrag des Karriereportals Jobteaser eine Befragung bei 1000 Personen im Alter von 18-60 Jahren befragt und anschließend Untergruppen gebildet. Es zeigten sich folgende Tendenzen:

59% der befragten Studierenden hatten schon einmal KI-Tools mindestens einmal im Studium genutzt.

Befragte aus der Gen Z (Generation Z, diejenigen zwischen 18 und 27) halten den Einsatz von KI im Studium für Betrug (50%), die gleiche Anzahl fordert ein Verbot.

Der Wirtschaftsprofessor Anton Korinek sagte kürzlich im Spiegel: „Die Fortschritte beim maschinellen Lernen sind mittlerweile so rasant, dass sich die Welt auf ein Scenario vorbereiten müsse, in dem menschliche Arbeit in weiten Teilen nicht mehr gebraucht wird”.

Die GenZ macht sich die größten Sorgen, wenn es um mögliche Auswirkungen der KI auf ihre Arbeit oder Karriere geht. Bei den Millennials machten 45% entsprechende Angaben, bei den GenX (43-60 Jährige) nur 28 Prozent.

Sind diese Ausführungen und Untersuchungsergebnisse auf die Studierenden der U3L in Frankfurt anwendbar? Wie sieht es mit der Vergleichbarkeit aus?

Die U3L wurde 1982 mit dem Ziel gegründet, akademische Weiterbildung durchzuführen und die Forschung auf dem Gebiet der Sozialen Gerontologie zu fördern. Sie ist also eine Bildungsinstitution an der J.W.Goethe-Universität und spricht durch Seminare, Vorlesungen und Arbeitsgruppen innerhalb eines akademischen Rahmens insbesondere ältere Erwachsene an; sie bildet eine starke Lehr-und Lerngemeinschaft.

Da es sich also überwiegend um ältere Studierende handelt, dürften die geschilderten Sorgen und Ängste jüngerer Studierender keine Rolle mehr spielen.

Wichtiger ist die stressfreie Lust am Lernen, das hohe Niveau der Seminare/Vorträge, eine neue Lebensstruktur, der Kontakt zu Studierenden sowie „Neue Chancen im Alter“, die wohl auf die Erweiterung des „Horizontes“ beruhen.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf den Artikel: Wer sind und was wollen ältere Studierende an den Universitäten? (ZHWB Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung 2020) Ergebnisse von Studienbefragungen an drei Standorten.

Klar, hat ChatGPT als Hilfsmittel für Informationen in U3L Kreisen seine Berechtigung, weil Lehrinhalte gleichermaßen (im Umfang geringer) vermittelt werden. Jeder Studierende kann Seminarinhalte und Vorträge/Referate entsprechend vorbereiten, wobei die Nutzung des ChatGPT nicht das alleinige Merkmal der Recherche sein sollte, zumal keine Links bzw. Textquellen zu einer Stichwortsuche gemacht werden. ChatGPT „erstellt auf Basis eines künstlichen neuronalen Netzes selbst eine präzise erscheinende Antwort“. Man muss allerdings wissen, dass aktuelle Informationen der künstlichen Intelligenz nicht zu entnehmen sind. (was gerade behoben werden soll, siehe “ChatGPT kann jetzt auf aktuelle Informationen zurückgreifen“, Anm. d. Redaktion)

ChatGPT kann individuell auf die Anforderungen und den Lernstil eines jeden Studierenden eingehen und ist rund um die Uhr verfügbar.

Man sollte sich auch über die Nachteile im Klaren sein:

  • Abhängigkeit von KI
  • Mangelnde Qualität und Genauigkeit der Informationen
  • Datenschutzbedenken
  • Fehlende menschliche Interaktion
  • Ethische Bedenken (siehe ethische Richtlinien für die Nutzung von ChatGPT)

Fazit: Der richtige Einsatz von ChatGPT kann im Bildungskontext zu positiven Ergebnissen führen. Jeder kann durch sorgfältige Planung und Durchführung sicherstellen, dass die Vorteile maximiert und die Nachteile minimiert werden.

Die Zukunft des Lernens an der U3L (unter besonderer Berücksichtigung des „blended learning“) syn. bl

 Ich bin für das „blended learning“, weil

  • bl spricht unterschiedliche Lerntypen an: Online evtl. als optimale Lernmethode, in der Präsenz spielt der persönliche Wissensaustausch eine Rolle.
  • bl bedeutet auch Selbstbestimmung und Flexibilität (ich kann die für mich optimale Lernbedingung wählen).
  • Wenn das richtige Mix aus E-Learning und Präsenzunterricht gefunden wurde, stellt es für mich eine erfolgreiche Lernmethode an der U3L dar.

Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Kommentare! Und natürlich auch bei Pixabay und dem zum Beitrag passenden Bild von Sandra Koch.