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Einige von Ihnen hatten in der letzten Seminareinheit von „Fressen und Moral“ die Gelegenheit, in einen Test zum hybriden Lernen an der U3L hineinzuschnuppern. Im Präsenzunterricht im Hörsaal wurden Teilnehmer von heimischen Bildschirmen per Zoom zugeschaltet. Dieser Test hat sowohl Zustimmung als auch Ablehnung erfahren.

Was nun also Hybrides Lernen sein könnte, davon haben Sie jetzt eine Vorstellung.

Aber da gibt es auch noch das “blended learning”. Oft synonym gebraucht, aber inhaltlich durchaus zu unterscheiden, versteht es sich als eine Lernmethode, bei der vorwiegend traditioneller Präsenzunterricht mit einigen digitalen Onlinestunden kombiniert, oder umgekehrt vorwiegender Onlineunterricht mit einigen Präsenzveranstaltungen kombiniert werden kann. Bei den gemeinsamen Onlineterminen per Zoom erarbeiten Lehrende und alle im Seminar angemeldeten Studierende gemeinsam Inhalte. Dieses Format präferieren wohl viele Seminarteilnehmende und ich persönlich mit den gegebenen Voraussetzungen im Moment ebenso.

Bei den, in unserem Fall vier, zusätzlichen Präsenzveranstaltungen werden keine Zoomteilnehmende zugeschaltet. Diese erarbeiten und diskutieren stattdessen, falls sie nicht in den Präsenzunterricht kommen können oder wollen, in der gleichen Zeit gemeinsam und selbstständig im bekannten Zoomraum zu vorbereiteten Aufgabestellungen. Dies hat sich, so glaube ich, als effektive Methode erwiesen, da es den Lernenden ermöglicht, flexibel zu lernen und auf verschiedene Ressourcen zuzugreifen und bietet gleichzeitig die Möglichkeit zur Interaktion und Zusammenarbeit mit anderen Lernenden. Dies scheint mir, den individuellen Bedürfnissen nach Präsenzunterricht und Onlinelernen als ein Versuch, zumindest im Wintersemester 23_24, im Seminar “Geheimnisvolle Stille – Last und Lust des Schweigens” den Studierenden gerecht zu werden.

Unabhängig davon bleibt im Winter für mich das Onlinelernen beim zweiten angebotenen Seminar Fremde Welt Nachterleben – Eine Reise durch Traumwelten und Kulturarbeit am Traum das Mittel der Wahl.

Aber was genau ist denn nun der Vor- oder Nachteil dieser Methoden?
Dieser Fragestellung ist Kai Wehrs für uns nachgegangen.

Essay

Die Vorteile des hybriden Lernens in der Hochschulbildung nutzen

Einführung:
In den letzten Jahren hat der Bildungsbereich einen rasanten Wandel erlebt, wobei die Technologie eine entscheidende Rolle bei der Neugestaltung der Lernlandschaft spielt. Während sich Universitäten an die Anforderungen des digitalen Zeitalters anpassen, haben sich zwei herausragende Ansätze herausgebildet: Hybrid-Lernen und Blended-Learning. Während beide Modelle Technologie und traditionelle Lehrmethoden integrieren, bietet hybrides Lernen im Kontext der universitären Ausbildung deutliche Vorteile gegenüber Blended Learning. Dieser Aufsatz untersucht die Vorteile des hybriden Lernens und sein Potenzial, das Lehren und Lernen an Universitäten zu revolutionieren.

Flexibilität und Komfort:
Einer der Hauptvorteile des hybriden Lernens im universitären Umfeld ist die Flexibilität, die es Studierenden und Lehrenden bietet. Hybrides Lernen kombiniert Präsenzunterricht im Klassenzimmer mit Online-Komponenten und ermöglicht es den Schülern, aus der Ferne auf Kursmaterialien zuzugreifen, an Diskussionen teilzunehmen und Aufgaben zu erledigen. Diese Flexibilität berücksichtigt unterschiedliche Lernstile und geht auf die Bedürfnisse von Schülern ein, die möglicherweise berufliche oder familiäre Verpflichtungen haben, wodurch die Zugänglichkeit und Inklusivität erhöht wird.

Verbessertes Engagement und Interaktion:
Hybrides Lernen fördert mehr Engagement und Interaktion zwischen Studierenden und Lehrenden. Über Online-Plattformen und virtuelle Klassenzimmer können Studierende an Diskussionen teilnehmen, an Projekten zusammenarbeiten und zeitnahes Feedback von ihren Dozenten erhalten. Diese interaktive Umgebung fördert aktives Lernen, fördert kritisches Denken und erleichtert die Zusammenarbeit unter Gleichgesinnten, was letztendlich das Bildungserlebnis bereichert.
Personalisiertes Lernen:
Hybrides Lernen ermöglicht es den Schülern, die Verantwortung für ihre Lernreise zu übernehmen. Online-Komponenten bieten Möglichkeiten zum selbstbestimmten Lernen und ermöglichen es den Schülern, Konzepte noch einmal durchzugehen, auf zusätzliche Ressourcen zuzugreifen und ihre Lernerfahrung an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen. Dieser personalisierte Ansatz berücksichtigt unterschiedliche Lernstile und ermöglicht es den Schülern, komplexe Konzepte in ihrem eigenen Tempo zu erfassen, was zu einem besseren Verständnis und einem besseren akademischen Erfolg führt.

Technologische Integration:
Hybrides Lernen nutzt die Leistungsfähigkeit der Technologie, um das Lehren und Lernen zu verbessern. Digitale Tools und Ressourcen wie Multimedia-Präsentationen, interaktive Simulationen und virtuelle Labore ergänzen den traditionellen Unterricht im Klassenzimmer, bereichern die Lernerfahrung und ermöglichen ein tieferes Verständnis komplexer Themen. Durch die Integration von Technologie vermittelt hybrides Lernen den Schülern digitale Kompetenzen, die in der heutigen technologiegetriebenen Gesellschaft immer wichtiger werden.

Kosteneffektivität:
Aus Sicht einer Universität kann hybrides Lernen im Vergleich zur traditionellen Präsenzausbildung Kostenvorteile bieten. Durch die Integration von Online-Komponenten können Institutionen die Nutzung physischer Räume optimieren und so möglicherweise die Infrastrukturkosten senken. Darüber hinaus machen Online-Ressourcen und digitale Materialien den Druck und die Verteilung überflüssig, was zu langfristigen Kosteneinsparungen führt. Diese finanziellen Vorteile können zur Verbesserung anderer Aspekte der Bildungserfahrung genutzt werden, beispielsweise zur Fakultätsentwicklung oder zur Unterstützung von Studierenden.

Abschluss:
Hybrides Lernen birgt ein enormes Potenzial, das Lehren und Lernen an Universitäten zu revolutionieren und ein flexibles, ansprechendes und personalisiertes Bildungserlebnis zu bieten. Durch die Kombination der Stärken des Präsenzunterrichts und der Online-Komponenten werden die Grenzen des traditionellen Unterrichts im Klassenzimmer überwunden und neue Wege für den Erfolg der Schüler eröffnet. Die Einführung hybriden Lernens ermöglicht es Universitäten, sich an die sich ändernden Bedürfnisse und Erwartungen der Studierenden anzupassen und gleichzeitig die transformative Kraft der Technologie zu nutzen. Während sich die Welt weiterentwickelt, müssen Universitäten die Vorteile des hybriden Lernens nutzen, um ein integratives, innovatives und zukunftsfähiges Bildungsumfeld zu fördern.

Mit freundlichem Gruß
Kai Wehrs

Vielen Dank, mein Lieber!

Nun dachten Sie sicherlich ähnlich wie ich, das ist geschliffen geschrieben, obgleich ich jetzt immer noch nicht genau weiß, warum hybrides Lernen besser und blended learning weniger gut sein soll und umgekehrt.

Auf Nachfrage stellte sich da etwas ganz Erstaunliches heraus. Mein Sohn hat für uns die Künstliche Intelligenz ChatGPT genutzt, mit der man angeblich ‘menschenähnlich’ kommunizieren kann.

Wenn man nun ChatGPT fragt, was es über sich selbst aussagt, dann bekommt man die wunderbare Antwort:

“ChatGPT ist ein bahnbrechendes Sprachmodell von OpenAI, das eine neue Ära der Kommunikation zwischen Menschen und Maschinen einläutet. Das Modell wurde entwickelt, um menschenähnliche Gespräche auf der Grundlage von Texteingaben oder Sprachanfragen zu führen, und es hat sich als äußerst effektiv erwiesen, um eine breite Palette von Themen und Anforderungen abzudecken.”

Und klar kann man ChatGPT im Unterricht einsetzen. Dazu finden sich Materialien im Internet, die einen Überblick zum Einsatz in der pädagogischen Praxis zeigen. Es gibt dann noch Diskussionen über mögliche Anwendungen und konkrete Tipps, aber auch Bedenken und Anregungen gegen diese im vertiefenden Moodle-Kurs.

Wäre das etwas für Sie?
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Lernens speziell an der U3L vor?

Irgendwie erinnert mich das alles an die „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley, der darin den naiven Fortschrittsglauben kritisierte. Eine Vorstellung, die darauf fußt, eine zunehmend technisierte Welt mache die Menschen automatisch glücklicher.  Der utopische Roman entstand 1931 innerhalb weniger Wochen, als Huxley mit seiner Familie in Südfrankreich weilte und Eindrücke von technischem Fortschritt und wachsendem Konsum während einer 1926 unternommenen USA-Reise verarbeitete.  Der Titel „Schöne neue Welt“ ist übrigens einem Shakespeare-Zitat aus dem „Sturm“ entnommen.

Es wäre jetzt sehr wünschenswert, wenn Sie uns Ihre Meinung dazu mitteilen würden unter Kontakt.