Musik bringt Menschen zu sich selbst. Sie verweist in jenen Bereich, der mit den Worten „Transzendenz“ und „Ewigkeit“ nur andeutend umspielt wird. Einer wunderbaren Poetik bedient sich das Buch „Ein Hauch von Gottheit ist Musik“ nach Justinus Kerner. Meinrad Walter bietet eine Sammlung von Gedanken großer Musiker zu diesem Thema an.
Ein Beitrag befasst sich mit der „Musik der Engel“.
Bei Christie Geburt sangen die Engel zu den Hirten. Welche Art der Musik mag das wohl gewesen sein und welche Bedeutung hat dabei die Zeit? Der englische Komponist Michael Tippet schrieb Essays zur Musik und ging der Spur der frühen Kirchenväter nach, die sich dafür interessierten, was Gott eigentlich vor seiner Schöpfung machte. Gleichzeitig galten die Fragen der Art und Weise des ewigen Lebens der Heiligen und dem was geschieht, „wenn sie nach der Wiederauferstehung ihrer Leiber in die Ewigkeit eingehen und alles Zeitliche und das Universum mit ihnen endet?“
Diese metaphorischen Fragen gipfelten im menschlichen Bereich, wo Zeit ja bekanntlich endlich ist, dem gegenüber wird „Gottes Ewigkeit“ als unendlich gegenübergestellt. Der christliche Philosoph Augustus kam schließlich zu der Erkenntnis: „Die Zeit beginnt erst mit der Schöpfung und wird mit ihr enden. Gott ist in der Ewigkeit, nicht in der Zeit.“
Der Gesang der Engel, die den Hirten erschienen, war also Ausdruck einer „Vision der Ewigkeit“, ein winziger Moment des Erfahrens der transzendenten Größe Gottes. Das ist ein Augenblick der Ekstase, nicht zu verbalisieren und nur im „Vokalisen“ – der Wiederholung von Vokalen – tonal spürbar, erklärt Tippet. Die Griechen bezeichneten es als „glossolalia“, der zentralen Technik der Musik der Engel. Das „Gloria in excelsios Deo“ vermittelte den Hirten „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“
Die Charakteristika in der Musik der Engel findet sich in der christlichen Liturgie und wird von Tippett als „unvollkommenes Echo der Engelsmusik in der Ewigkeit“ deklariert. Das „Decani“ und „Cantoris“ der Chöre in den englischen Kathedralen ist ein abwechselndes „einander zurufen“ (alter ad alterum) von Versen, die sich aufeinander beziehen.
Das ewige Lobpreisen Gottes geht auf Johannes von Patmos zurück. Das „Sine Fine“ – keine Ruhe haben bei Tag und bei Nacht – wurde durch die Mönche bestimmter Orden realisiert. In zwölf Gruppen eingeteilte Mitglieder sangen Tag und Nacht in der Klosterkirche.
Tippet zitiert hier Hildegard von Bingen: „Die Ordensleute versehen den Dienst der Engel, indem sie unablässig, Stunde um Stunde singend dem Gebet obliegen.“
Danke für das Bild von Stefan Keller auf Pixabay zu Fantasie Engel und Mystik
Transzendenz und die Sehnsucht nach Ewigkeit sind heute wieder hoch brisante Themen.
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