Eine ganz besondere Art und Weise mit dem Tod umzugehen, entwickelte der bekannte amerikanische Filmemacher Tim Burton. Bekannt wurden unter anderem Hollywood-Blockbuster wie Batman oder Der Planet der Affen oder eben morbide Trickfilme à la Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche.
Dieser liebenswerte Stop-Motion-Film, garniert mit vielen Gesangseinlagen, erzählt die Geschichte von Viktor, der beinahe versehentlich die tote Emily heiraten muss, die sich, sehr zu seinem Leidwesen, als sehr anhänglich zeigt. Tim Burton durfte sich unter anderem über eine Nominierung als bester animierter Spielfilm bei den Oscars freuen.
Liebes UniWehrsEL,
gestern Abend habe ich den Film “Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche” aus dem Jahr 2005 auf Netflix angeschaut. Dieser Film passt wunderbar zum Thema Umgang mit dem Tod, welches wir schon in den Stücken “Alles ist groß” und “Mein Lieblingstier heißt Winter” beleuchtet haben. Deshalb möchte ich meine Erfahrung des Films gerne mit dir teilen. Die Handlung basiert auf einer russischen Sage. Der schüchterne Victor soll von seinen besitzergreifenden Eltern verheiratet werden, mit einer Adligen. Die Braut stammt aus verarmtem Adel, und die Eltern der Braut blicken mit Herablassung auf die Bürgerlichen, die sich mit Geld einen Adelstitel sichern wollen. Victor findet seine Braut sympathisch und strengt sich deshalb besonders an, die Rituale der Adligen für die anstehende Hochzeit zu erlernen.
Eben weil er sich selbst so unter Druck setzt, bringt er die Regeln durcheinander. Um seine Gedanken zu ordnen, macht Victor einen Spaziergang und landet auf einem Friedhof. Dort vollzieht er den Hochzeitsritus probeweise und praktisch noch einmal. Er steckt einem Ast an einem Grab den Ehering an. Leider entpuppt sich dieser Ast als Arm einer Geisterbraut. Diese besteht nun auf der Einhaltung des Eheversprechens und entführt Victor kurzerhand in die Geisterwelt. Diese ist für die Toten eine Erlösung. Denn sie müssen nicht mehr arbeiten – alle Toten sind Bedienstete und einfache Leute. Sie dürfen nun in einer Bar essen und trinken. Sie können den Tod also genießen, weil sie sich nicht mehr plagen müssen.
Victor ist jedoch nicht tot, und er möchte auch nicht unter den Toten weiterleben. Deshalb überredet er seine Geisterbraut wieder nach oben zu den Lebenden zurückzukehren, um seine Eltern kennenzulernen. Das ist ein Vorwand um seine Braut Victoria noch einmal wiederzusehen. Seine Geisterbraut kommt ihm jedoch auf die Schliche und nimmt ihn erneut mit in die Geisterwelt. Nun erklärt Victor sich bereit auch zu sterben und so ein würdiger toter Ehemann zu werden. Seine Geisterbraut lernt aber einzusehen, dass sie Victor nicht besitzen kann, wenn er sich für sie nicht aus freien Stücken entscheidet. So erkennt sie letztendlich, dass Victor doch nicht der richtige Ehemann für sie ist und lässt ihn ziehen zu seiner Victoria.
Stattdessen entführt die Geisterbraut ihren ehemaligen Ehemann in die Unterwelt, der sie vor vielen Jahren in der Hochzeitsnacht umgebracht hat, um an ihr Geld zu kommen. Gerade dieser Schurke will nun Victors Victoria heiraten, in der Annahme, sie sei eine reiche Erbin, was sie bekanntermaßen nicht ist. So wird zum Schluss alles zum Guten gewendet. Victor und Victoria heiraten, der Liebesschuft landet bei den Toten, und die Geisterbraut hat zwar keinen Ehemann, aber eine schöne Rache ist manchmal auch nicht das Schlechteste.
Der Film Corpse Bride feiert den Tod auf eine ganz spezielle Art und Weise. Im Totenreich pulsiert das Leben, burlesk sind die Scherze und die Toten sind farbenfrohe Gestalten. Es wird gefeiert und kräftig gesungen. Im Gegensatz dazu das Reich der Lebenden. Es spielt im viktorianischen Zeitalter, eine Epoche in der britischen Geschichte von 1837 bis 1901, und alles ist dort sittenstreng; die Kleiderordnung, die Benimmregeln. So leben die Lebenden in alten Häusern wie in einer Gruft. Alles ist grau und hart, Lebenslust und Freude kommt in dieser Welt nicht vor. Dieses Szenario macht den Reiz des Films aus. Daher passt der Film eben ganz wunderbar zum Thema Umgang mit dem Tod aufgrund seines Humors. Denn den kann man beim Thema Tod sicher gebrauchen, was meinst du?
Herzlichen Dank für diesen Filmtipp, der durchaus außergewöhnlich ist und darum im Gedächtnis bleibt, wenn er auch wohl weniger nach Jedermanns und Jederfraus Geschmack ist. Mich erinnert er an den “dia de los muertos” im Mexiko, bei dem “la calavera catrina” (hier ein Auszug des Bildes von Jae Rue auf Pixabay) als bekannte Symbolfigur steht.